Kurs:Topologische Invertierbarkeitskriterien/Topologische Nullteiler

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Ursprung der Theorie

Arens konnte die permanent singulären Elemente (siehe Originalarbeit von Arens[1] oder W. Zelasko, Banach algebras, S.59 ff.) in einer kommutativen, unitalen Banachalgebra Aek mit Norm äquivalent charakterisieren. Permanent singuläre Element in Banachalgebren sind die topologischen Nullteiler von A. Ferner gilt umgekehrt, dass ein Element, das kein topologischen Nullteiler von A ist, in einer Algebraerweiterung B von A invertierbar ist.

Aussage für Banachalgebren

zk-singulär z𝒯𝒩𝒯(A)infx=1{zx}=0(xn)nA,xn=1:lim\limits nzxn=0zk-regulär D>0xA:xDzx

(siehe auch Arens 1959[1])

Ziel des Vorgehens

Ziel ist es, permanent singuläre Elemente für weitere Klassen 𝒦 topologischer Algebren zu charakterisieren. Alle in der Literatur bekannten bzw. entwickelten Regularitätskriterien sollen nun in den folgenden Kurseinheiten mit dem Haupsatz über 𝒦-reguläre Elemente bewiesen werden.

Teilmengen K-singulärer Elemente

Bevor die zentrale Aussage Arens behandelt werden kann, steht die Untersuchung von Teilmengen 𝒦-singulärer Elemente im Vordergrund. D.h. es werden Elemente in der Algebra A untersucht, von denen man nachgeweisen kann, dass diese permanent singulär in jeder 𝒦-Erweiterung.


Definition: Rechtsseitiger/linksseitiger Nullteiler

Ist die Algebra nicht kommuntativ kann man rechtsseitige und linksseitige Nullteiler unterscheiden. Sei A eine topologische Algebra, dann heißt zA{0A} rechtsseitiger Nullteiler in A (Bezeichnung: z𝒩𝒯r(A)), falls ein 0A=xA existiert mit zx=0 bzw. linksseitiger Nullteiler (Bezeichnung: z𝒩𝒯l(A)), falls es ein 0A=xA gibt mit xz=0. z heißt Nullteiler (Bezeichnung: z𝒩𝒯(A)) in A, wenn z ein rechtsseitiger oder ein linksseitiger Nullteiler in A ist.

Nullteiler permanent singulär

Rechtsseitige und linksseitige Nullteiler sind permanent singulär. Der Beweis ergibt sich aus Eigenschaft von invertierbaren Elementen sowohl durch die Multiplikation von rechts als auch von links mit dem inversen Element das neutrale Element der Multiplikation eA zu liefern. zz1=eA=z1z. Durch Multiplkation mit dem Nullteilers von rechts bzw. links ergibt sich der Widerspruch zur 𝒦-Regularität in einer Algebraerweiterung.

Definition: Topologische Nullteiler

Sei A eine topologische Algebra. Da ein topologische Algebra nicht notwendig kommutativ ist, unterscheidet man rechtseitige und linkseitige topologische Nullteiler.

Definition: Rechtsseitiger topologische Nullteiler

Man nennt zA einen rechtsseitgen topologischen Nullteiler in A (Bezeichnung: z𝒯𝒩𝒯r(A)), falls es eine Nullumgebung U0𝔘(0A) gibt, so dass gilt:

0Az(AU0)

Definition: Linksseitiger topologische Nullteiler

zA heißt linksseitger topologischer Nullteiler in A (Bezeichnung: z𝒯𝒩𝒯l(A)), falls ein U0𝔘(0A) existiert, so dass folgende Eigenschaft erfüllt ist:

0A(AU0)z

Dabei ist 0A der Nullvektor in der topologischen Algebra A.

Definition: topologische Nullteiler

zA ist ein topologischer Nullteiler (Bezeichnung: z𝒯𝒩𝒯(A)), falls z ein rechtseitiger oder ein linkseitiger topologischer Nullteiler ist[2].

Lemma - TNT-Kriterium für Gaugefunktionale

Sei (A,𝒜)𝒦, dann ist z𝒯𝒩𝒯r(A) (bzw. z𝒯𝒩𝒯l(A)) genau dann, wenn es ein α𝒜 gibt mit, so dass für alle β𝒜 gilt:

infxα=1zxβ=0 mit z𝒯𝒩𝒯r(A)()

bzw.

infxα=1xzβ=0 mit z𝒯𝒩𝒯l(A)

Beweis

siehe Beweis für das Topologische-Nullteiler-Kriterium für Gaugefunktional

Beispiel: Topologischer Nullteiler

Man betrachtet die Algebra 𝒞(,) aller stetigen reellwertigen Funktionen f: mit den Halbnormen

fm:=max|t|m|f(t)| mit m.

Topologisierung der Algebra

A:=𝒞(,) ist eine vollständig metrisierbare, lokalkonvexe Algebra über mit punktweiser Multiplikation und Einselement e(t)=1 für alle t. Jedes singuläre Element g𝒞(,) hat eine Nullstelle to. Betrachte die 12-Kugel U:=B1/2m(0) der m-ten Halbnorm um 0A mit m|to|+1.

Definition der Funktionenfolge

fn(t):={1n|tto|  für t[to1n,to+1n]0 sonst 

Für alle n und m|to|+1 gilt: fnm=1fnU (siehe auch Geogebra Applet[3]).

Veranschaulichung der Funktionenfolge

Die folgende Animation zeigt die Graphen der Abbildung fn aus der vorherigen Definition der (fn)n.

Topologische Nullteiler - Definition der Funktionenfolge

Grenzwert der Funktionenfolge

Die folgende Grenzfunktion fo: ist nicht stetig und die Cauchy-Folge der Funktionen (fn)n konvergiert nicht. fo(t)=1 für t=to und fo(t)=0 sonst 

Reguläre Elemente

Ein reguläres Element f𝒢(A) darf in dem Funktionenraum A keine Nullstellen besitzen, damit argumentweise man die multiplikativ inverse Funktion bilden kann

g:xg(x)=1f(x)

Mit fg=gf=eA, wobei eA(x)=1 für alle x die konstante Funktion mit Wert 1 ist.

Bemerkung: Umkehrfunktionen - multiplikativ invers

Mit der Notation f1 meint man in der Regel die Umkehrfunktion einer bijektiven Abbildung f:𝔻𝕎. Ein multiplikativ inverse Funktion in hA:=𝒞(,) muss aber nicht notwendigerweise bijektiv. Da im Allgemeinen bei der Bildung der Umkekrfunktion f1:𝕎𝔻 Definition und Wertebereich nicht gleich sind, liegt eine Umkehrfunktion f1 ggf. noch nicht einmal wieder in der gleichen Funktionenraum wie A. Aus diesem Grund wird multiplikativ inverse Funktionen die Notation f1 hier nicht verwendet.

Singuläre Elemente - permanent singulär

Ist nun f0 ein singuläres Element, dann hat f0 eine Nullstelle in . Sei t0 die Nulltstelle von f0. Dann definiert man die Funktionenfolge (fn)n wie oben für die Nullstelle t0. Mit

fm=max|t|m|f(t)| mit m.

gilt m1m2 für m1m2.

Abschätzung - topologische Nullteiler

Wegen m1m für m1m wähle ohne Einschränkung m|t0|+1.

f0fnm1f0fnm=max|t|m|f0(t)fn(t)|=max{|f0(t)fn(t)|:|tt0|1n}=max{|f0(t)||fn(t)|1:|tt0|1n}=max{|f0(t)|:|tt0|1n}n0 wegen f0(t0)=0 und f0 stetig in t0

Konvergenz - Definition TNT

Mit geeignet gewählten Funktionenfolgen (fn)n ist jedes singuläre Element ein topologischer Nullteiler in A, denn es gilt:

f0fnn0A0Af0(AU)

Topologische Nullteiler in einem lokalkonvexen Raum

ist eine Halbnormensystem auf A:=𝒞(,). Insgesamt ist jedes singuläre Element f0 mit Nullstelle nicht nur ein 𝒞-singuläres Element, sondern auch ein permanent singuläres Element in jeder Algebraerweiterung von A.

Lemma: TNT singulär

Ein topologischer Nullteiler zA𝒦e ist in A nicht invertierbar.

Beweis 1 - über Topologie

Annahme: Sei xA invertierbar mit zz1=eA mit eA als Einselement der Multiplikation in A. Da

z𝒯𝒩𝒯(A) ein topologischer Nullteiler in A ist, gibt es ein Netz

(yU)U𝔘𝒯(0A)(AV)𝔘𝒯(0A) mit V𝔘𝒯(0A) und wU:=yUzU.

Stetigkeit der Multiplikation

Aus der Stetigkeit der Multiplikation und wUU𝔘𝒯(0A)0 folgt auch

wUz1U𝔘𝒯(0A)0 und man erhält:

V𝔘𝒯(0A)U(V)𝔘𝒯(0A):wU(V)z1V.

Widerspruch

Dadurch ergibt sich ein Widerspruch wie folgt:

V∌yU(V)=yU(V)(zz1)=(yU(V)z)z1V.

Der Widerspruch zeigt, dass z in A nicht invertierbar sein kann.

Beweis 2 - über Gaugefunktionale

Annahme: Sei zA invertierbar mit zz1=eA mit eA als Einselement der Multiplikation in A. Da z𝒯𝒩𝒯(A) ein topologischer Nullteiler in A ist, gibt es ein α𝒜, sodass für alle β𝒜

infxα=1zxβ=0 mit z𝒯𝒩𝒯r(A)

Unital positives Gaugefunktionalsystem

Ohne Einschränkung sei das Gaugefunktionalsystem unital positiv, d.h. für alle β𝒜 gilt eAβ>0. Falls das Gaugefunktionalsystem nicht unital positiv ist, geht man zu einem äquivalenten Teilsystem über, das unital positiv ist. Damit gibt es für alle β𝒜 ein γβ𝒜 mit:

x1x2αx1γαx2γα

Stetigkeit der Multiplikation

Aus der Stetigkeit der Multiplikation erhält man für alle xA mit xα=1:

1=xα=eAxα=zz1xαz1γαzxγαinf0


Bildung des Infimums

Durch Bildung des Infimums ergibt sich der Widerspruch wie folgt:

1=infxα=1xα=infxα=1eAxα=infxα=1zz1xαz1γαinfxα=1zxγα=0=0

Widerspruch

Der Widerspruch zeigt, dass x in A nicht invertierbar sein kann.

Korrollar: TNT permanent singulär

Sei 𝒦e eine Klasse von Algebren mit A𝒦e, dann sind alle topologischen Nullteiler 𝒦-singuläre Elemente.

Beweis

Annahme: zA ist ein topologischer Nullteiler in A und zugleich in einer Algebraerweiterung B von A invertierbar.

Homöomorphie

In dem Beweis wird die Homöomorphie τ:AAB der Einbettung einer Algebra (A,𝒜) in die 𝒦-Erweiterung (B,||𝒜~) von A verwendet.

Topologischer Nullteiler - Gaugefunktionale

Da z𝒯𝒩𝒯(A) ein topologischer Nullteiler in A ist, gibt es ein α𝒜, sodass für alle β𝒜

infxα=1zxβ=0 mit z𝒯𝒩𝒯r(A)

Stetigkeit der Einbettung 1

Mit der Stetigkeit der Einbettung τ:AAB gibt es zu jedem β𝒜~ eine Konstante Cβ>0 und γβ𝒜 mit

xA:|x|βCβxγβ

Stetigkeit der Einbettung 2

Mit der Stetigkeit der Umkehrabbildung τ1:AA gibt es zu jedem α𝒜 eine Konstante Cα>0 und δα𝒜~ mit

xA:xαCα|x|δα

Topologischer Nullteiler in der Erweiterung

Wir zeigen nun, dass τ(z)B auch ein topologische Nullteiler in B ist, denn für alle β𝒜~ gilt die folgende Abschätzung.

Anschätzung Topologischer Nullteiler

inf|b|δα=1,bB|zb|β=inf|b|δα1,bB|zb|β=infCα|b|δα1,bB1Cα|zb|βinfCα|τ(x)|δα1,xA1Cα|zτ(x)|βinfxα1,xA1Cα|zx|βinfxα=11CαCβzxγβ=0

TNT in Algebraerweiterung

Mit der obigen Abschätzung wurde gezeigt, dass zAB auch in der Algebraerweiterung ein topologischer Nullteiler ist. Nach Lemma über TNT und Gaugefunktionale auch in B nicht invertierbar. Das ist ein Widerspruch zur Annahme, dass zA in der Algebraerweiterung B von A invertierbar ist.

Lemma: Produkte von topologischen Nullteilern

Sei A𝒯(𝕂) eine topologische Algebra über 𝕂, dann gilt:

A𝒯𝒩𝒯(A)𝒯𝒩𝒯(A)𝒯𝒩𝒯(A)A.

Bei unitalen Algebren gilt Mengengleichheit.

Beweis

Sei z𝒯𝒩𝒯(A) gegeben, dann gibt es zu einer Nullumgebung V𝔘(0) ein Netz (xU)U𝔘(0)(AV)𝔘(0) mit zxUU𝔘(0)0. Demzufolge konvergiert das Netz (azxU)U𝔘(0) auch für alle aA gegen 0. Also ist az𝒯𝒩𝒯(A) und man erhält insgesamt:

z𝒯𝒩𝒯(A):Az𝒯𝒩𝒯(A)A𝒯𝒩𝒯(A)𝒯𝒩𝒯(A).

Die Behauptung 𝒯𝒩𝒯(A)𝒯𝒩𝒯(A)A zeigt man analog.

Augaben für Studierende

In den obigen Aussagen wurde immer die Definition der topologischen Nullteiler direkt verwendet ohne die Eigenschaften über Gaugefunktionale zu zeigen. Beweise die folgenden Aussagen über analog über die Verwendung von Gaugefunktionalen zusammen mit TNT-Kriterium für Gaugefunktionale

Aufgabe 1 - TNT singulär

Zeigen Sie mit TNT-Kriterium für Gaugefunktionale, dass ein topologischer Nullteiler xA𝒦e in A nicht invertierbar ist.


Quellennachweis

  1. 1,0 1,1 Arens R., Inverse producing extensions of normed algebras, Trans. Amer. Math. Soc. 88, (1958), S. 536-548
  2. Zelazko, Wiezlaw (1985) Topological divisors of zero, their applications and generalization.Geometry seminars, (Italian) (Bologna, 1985), 175–191, Univ. Stud. Bologna, Bologna, 1986
  3. Engelbert Niehaus (2021) Geogebra Applet - Topologischer Nullteiler - Definition der Funktionenfolge - Applet für Wikiversity Lernresource URL: https://www.geogebra.org/m/ea2z6v95 (Zugriff 2021/05/11)

Siehe auch

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