Kurs:Mathematische Modellierung der Planetenbahnen/Verschiebung des Perihels

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Erhaltungsgrößen

Kann die gesamte Kraft

mr¨=F(r)(1+ε(r))=F(r)+FS(r)

mit einer Störkraft in der Form

FS=ε(r)F(r)=αr2ε(r)e^r

dargestellt werden, so ist die Kraft nach wie vor parallel zu e^r und der Drehimpuls J daher erhalten. Ebeneso lässt sich die potentielle Energie als ein Polynom in r ausdrücken und die Energie E ist damit auch erhalten (und somit sind auch e und damit |A| erhalten).

Der Laplace-Runge-Lenz-Vektor ist hingegen nicht mehr erhalten und seine Änderung kann zu

A˙=mαε(r)φ˙e^φ

bestimmt werden.

Verschiebung

Da die Änderung des Laplace-Runge-Lenz-Vektors ebenfalls in der Bewegungsebene stattfindet kann dessen durch einen Winkel ψ relativ zur x-Achse bestimmt werden. Mit den Basisvektoren

e^A=(cos(ψ)sin(ψ))e^ψ=(sin(ψ)cos(ψ))

kann die Änderung des Laplace-Runge-Lenz-Vektors auch durch

A˙=A˙e^A+Aψ˙e^ψ

ausgedrückt werden. Die momentane Änderung des Winkels ψ kann also durch

ψ˙=e^ψA˙A1eε(r)φ˙cos(φ)

bestimmt werden. Bei der Näherung wurde davon ausgegangen, dass die Situation startend bei ψ=0 betrachtet wird und die Änderung klein genug ist, dass konstant ψ=0 gesetzt werden kann. (Dieser Ausdruck soll nur verwendet werden, um die Änderung über einen Umlauf zu ermitteln)

Innerhalb eines Umlaufs mit Umlaufdauer T kann die endliche Verschiebung des Winkels

ΔψT=1e02πε(r(φ))cos(φ)dφ

gefunden werden. Da der Laplace-Runge-Lenz-Vektor immer auf den Perihel zeigt entspricht diese Winkelverschiebung auch der Verschiebung des Perihels.

Näherung kleiner Exzentrizität

Wegen

r(φ)=a(1e2)1+ecos(φ)

ist der zu integrierende Ausdruck nicht analytisch lösbar. Stattdessen kann ε(r) in e1 entwickelt werden, um einen analytischen Ausdruck zu erhalten. Auf diese Weise kann

ΔψT=2π(a2εr)r=a=360(a2εr)r=a

gefunden werden.

Bestimmen der Perihelverschiebung

Mit der zuvor gefundenen Störfunktion

ε(r)=12mPM(rd)3

kann die Perihelverschiebung in einem Umlauf durch

ΔψT=3603mP4M(ad)3

bestimmt werden. Oft wird die Verschiebung in Bogensekunden pro Jahrhundert angegeben. Da der Merkur in einem Jahrhundert etwa 415 Umläufe absolviert muss also

Δψ100yr415ΔψT

ermittelt und 1=3600 verwendet werden.

Die konkreten Rechnungen können in der Tabellenkalkulation zur Perihelverschiebung ausgeführt werden. Entgegen der gemessenen Perihelverschiebung von etwa 575 pro Jahrhundert ergeben sich nur etwa 390 pro Jahrhundert. Dies kann auf unzureichend genaue Näherungen zurückgeführt werden.