Kurs:Mathematische Modellierung der Planetenbahnen/Erweiterte Störkraft

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Beschreibung des Vorgehens

Um einen genaueren Wert für die Perihelverschiebung des Merkurs zu erhalten, muss die Störkraft auf einem anderen Weg bestimmt werden. Dazu wird der äußere Planet nicht als Punkt angenommen, sondern auf seiner kreisförmigen Umlaufbahn verteilt. Das Massenelement dm2=m22πdχ mit Position d übt auf den Merkur dann den Kraftbeitrag

dFPM=Gmdmp|rd|2rd|rd|=Gmmp2πrd|rd|3dχ

aus, sodass die vom äußeren Planet auf den Merkur ausgeübte Kraft durch

FPM=Gmmp2π02πrd|rd|3dχ

gegeben ist. Hierin ist χ der Winkel zwischen r und d. Das Integral kann weiter auf

FPM=Gmmp2πe^rππrdcos(χ)(r2+d22rdcos(χ))3/2dχ

umgeformt werden.

Koordinatenwechsel

Wird der Vektor l=dr eingeführt und der Winkel zwischen l und r mit β bezeichnet, lässt sich die Störkraft auf

FPM=Gmmp2πe^rππcos(β)l2dχ

umformen.

Um die Substitution vollständig durchzuführen wird

l(β)=rcos(β)+d2r2sin2(β)

bestimmt. Dann kann das Differential als ddχldβ genähert werden, um das Integral

FPMGmmp2πde^rππcos(β)l(β)dβ

zu erhalten. Durch cleveres Auseinander- und wieder Zusammenziehen des Integrals kann dies schließlich auf

FPMGmmp2πde^rππcos(β)l(β+π)l(β)l(β)l(β+π)dβ=Gmmp2πde^r2rd2r2ππcos2(β)dβ

umgeformt werden.

Störkraft und Störfunktion

Das verbleibende Integral entspricht π2 womit die Störkraft hier durch

FS(2)=FPMGMmr2e^r(mP2M(rd)311(rd)2)

bestimmt werden kann. Die Störfunktion ist daher durch

ε(2)(r)=mP2M(rd)311(rd)2

gegeben. Die hochgestellte 2 in Klammern kennzeichnet dabei den zweiten Versuch einer Störkraft.

Die Perihelverschiebung

Durch Anwendung der Formel

ΔψT=2π(a2εr)r=a=360(a2εr)r=a

kann so die Verschiebung innerhalb eines Umlaufs durch

ΔψT(2)=3603mP4M(ad)3113(ad)2(1(ad)2)2

bestimmt werden. Ein Vergleich mit der Verschiebung des ersten Ansatzes der Störkraft

ΔψT(1)=3603mP4M(ad)3

zeigt, dass die beiden Ausdrücke sich nur um den Faktor

113(ad)2(1(ad)2)2

unterscheiden. Somit müssen in der Tabellenkalkulation zur Perihelverschiebung die Ergebnisse des ersten Ansatzes nur mit dem entsprechenden Korrekturfaktor multipliziert werden.

Damit ergibt sich eine Perihelverschiebung von etwa 532 pro Jahrhundert, was sich von dem gemessenen Wert um etwa 43 pro Jahrhundert unterscheidet. Diese Diskrepanz kann aber nicht durch eine "noch bessere Störkraft" erklärt werden, sondern nur durch die Allgemeine Relativitätstheorie.

Siehe auch

Die hier betrachtete Rechnung wird ausführlich im Paper Michael P. Price, William F. Rush, Nonrelativistic contribution to Mercury's perihelion precession , Am. J. Phys 47(6), 1997 diskutiert.