Kurs:Funktionalanalysis/Hahn-Banach - komplexer Fall

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Satz von Hahn-Banach - komplexer Fall

Es seien nun

  • UV ein Untervektorraum eines -Vektorraumes V;
  • p:Vo+ eine Halbnorm;
  • f:U ein lineares Funktional, für das |f(u)|p(u) für alle uU gilt.

Dann gibt es ein lineares Funktional F:V, so dass

  • F|U=f und.
  • |F(v)|p(v) für alle vV gilt.

Bemerkung

Der folgenden Beweis geht auf Bohnenblust und Sobczyk[1] aus dem Jahr 1938 zurück. Bohnenblust und Sobczyk haben den reellen Fall von Hahn-Banach auf Banachräume über dem Körper erweitert.

Beweis

Der Beweis nutzt den Satz von Hahn-Banach in . Daher gliedert sich der Beweis in vier Teile:

  • Realteilfunktion und Imaginärteilfunktion einer linearen Abbildung,
  • Die Erweiterung der linearen Realteilfunktion g:U mit dem reellen Hahn-Banach zu G:V und Definition der komplexen Erweiterung F:V
  • -Linerarität von F aus -Linerarität von G folgern.
  • Nachweis der Eigenschaften F|U=f und |F(v)|p(v) für alle vV.

Beweisteil 1: Realteilfunktion und Imaginärteilfunktion

Sei f^:U^ ein -lineares Funktional auf einem beliebigen Untervektorraum U^V. Nun definiert man die Realteilfunktion und Imaginärteilfunktionen als reellwertige Abbildung wie folgt.

  • g^:U^ mit g^(u):=𝔢(f^(u)) und
  • h^:U^ mit h^(u):=𝔪(f^(u)).

Wir zeigen nun für f^=g^+ih^ in Beweisteil 1, dass die so definierten Abbildungen g^,h^ auch -lineare Abbildungen sind.

Bemerkung 1: Anwendung auf lineare Funktionale

Der im Folgende behandelte Zusammenhang zwischen Realteilfunktion und Imaginärteilfunktion von einem linearen Funktional f^:U^ wird später sowohl für eine gegebene Funktion f:U auf U^:=U als auch für die Erweiterung F:V auf ganz V mit U^:=V verwendet.

Beweisschritt 1.1: Eigenschaften Linearität

Seien nun λ1,λ2 und u1,u2U^. Dann liefert die -Linearität von f^:U^

g^(λ1u1+λ2u2)+ih^(λ1u1+λ2u2)=f^(λ1u1+λ2u2)=λ1f^(u1)+λ2f^(u2)=λ1(g^(u1)+ih^(u1))+λ2(g^(u2)+ih^(u2))=(λ1g^(u1)+λ2g^(u2))+i(λ1h^(u1)+λ2h^(u2))

Beweisschritt 1.2: Realteil- und Imaginärteilvergleich

Zwei komplexe Zahlen sind genau dann gleich, wenn der Realteil und der Imaginärteil der beiden Zahlen übereinstimmen. D.h. aus

g^(λ1u1+λ2u2)+ih^(λ1u1+λ2u2)==(λ1g^(u1)+λ2g^(u2))+i(λ1h^(u1)+λ2h^(u2))

Also liefert der Realteil- und Imaginärteilvergleich.

  • g^(λ1u1+λ2u2)=λ1g^(u1)+λ2g^(u2) und
  • h^(λ1u1+λ2u2)=λ1h^(u1)+λ2h^(u2).

Damit sind die Funktionen g^ und h^ auch -linear.

Beweisschritt 1.3: Zusammenhang Realteil- und Imaginärteilfunktion

Die Funktionen g^ und h^ können aber nicht unabhängig -linear definiert werden. Sie sind abhängig. Dies zeigt:

g^(iu)+ih^(iu)=f^(iu)=if^(u)=i(g^(u)+ih^(u))=ig^(u)h^(u)

Analog erhält man durch Vergleich von Realteil und Imaginärteil die Gleichungen g^(iu)=h^(u) und h^(iu)=g^(u).

Beweisschritt 1.4: Darstellung der linearen Abbildung

Durch Anwendung des Realteil- und Imaginärteilvergleichs erhält man mit 1=i2 folgende Gleichungskette:

h^(u)=h^(i2u)=h^(i2u)=g^(iu)

Damit kann man h^(u) durch g^(iu) ersetzen und erhält:

f^(u)=g^(u)ig^(iu) für alle uU^

Beweisteil 2: Erweiterung der reell-linearen Funktion g

Durch den ersten Beweisteil wurde gezeigt, dass ein komplexwertiges lineares Funktionals f:U bereits durch die -lineare Realteilfunktion g:U eindeutig bestimmt ist und die Imaginärteilfunktion h:U über h(u)=g(iu) eindeutig durch g definiert ist. Auf g wird nun der reelle Hahn-Banach angewendet.

Beweisschritt 2.1: Halbnormbeschränkung

Zunächst einmal muss man nachweisen, dass die Voraussetzung für die Anwendung des Hahn-Banach - reellwertiger Fall für die Halbnormbeschränkung gegeben sind. Für alle uU gilt:

g(u)|g(u)|=(g(u))2(g(u))2+(h(u))2=|f(u)|

Beweisschritt 2.2: Halbnormbeschränkung für Betrag

Da nach Voraussetzung mit |f(u)|p(u) für alle uU gilt mit dem Beweisschritt 2.1 die Abschätzung:

g(u)|g(u)||f(u)|p(u)

Beweisschritt 2.3: Reellwertiger Grundvektorraum

Mit kann man den Grundraum V und den Untervektorraum U auch als reellen Vektorraum auffassen, auf dem das -lineare Funktional g:U definiert ist. Durch Anwendung des reellen Falles von Hahn-Banach erhält man ein lineares Funktional G:V, so dass

  • G|U=g und.
  • G(v)p(v) für alle vV gilt.

Beweisschritt 2.3: Definition von F über G

Man definiert nun die Abbildung F:V wie bzgl. Beweisteil 1 folgt:

F(x):=G(x)iG(ix) für alle xV

wobei F ebenso wie G auch -linear ist.

Beweisteil 3: Linearität von F

In Beweisteil 1 wurde gezeigt, dass jedes -lineare Funktional f^:U^ bereits durch ein -lineare Funktional g^:U^ definiert ist. Zu zeigen ist noch, dass die über

F(x):=G(x)iG(ix) für alle xV

auch -linear ist.

Bemerkung 3.0: Ersetzung der 1

In den folgenden Gleichungsketten wird eine grundlegende Umformung in den komplexen Zahlen verwendet, die in Gleichungsketten dabei hilft, ein fehlendes i in einem Term zu ergänzen. Diese Ergänzung erfolgt durch eine Ersetzung der 1:

1=i2=ii

Beweisschritt 3.1: Additivität von F

Für x1,x2V gilt G(x2)=iiG(x2):

F(x1+x2)=G(x1+x2)iG(i(x1+x2))=G(x1)+G(x2)i(G(ix1)+G(ix2))=(G(x1)iG(ix1))+i(G(x2)iG(ix2))=F(x1)+F(x2)

Beweisschritt 3.2: Homogenität von F

Für xV, λ=λ1+iλ2 und λ1,λ2gilt:

F(λx)=F((λ1+iλ2)x)=G((λ1+iλ2)x)iG(i(λ1+iλ2)x)=λ1G(x)+iλ2G(x)i(λ1G(ix)+λ2iG(ix))=(λ1+iλ2)(G(x)iG(ix)) mit λ2G(ix)=iλ2iG(ix)=(λ1+iλ2)F(x)=λF(x)

Beweisteil 4: Hahn-Banach Eigenschaften von F

Mit Beweisteil 3 existiert nun ein lineares Funktional F:V für das noch die beiden Eigenschaften aus der Behauptung nachgewiesen werden müssen. Der reelle Fall von Hahn-Banach liefert zunächst nur die Eigenschaften für G:V. Also bleibt zu zeigen:

  • F|U=f und.
  • |F(v)|p(v) für alle vV gilt.

Beweisschritt 4.1: Einschränkung von F auf U

Sei uU beliebig gewählt. Weil U ein Untervektorraum des -Vektorraumes V ist, liegt auch iuU. Damit erhält man:

F(u)=G(u)iG(iuU) nach Definition von F=g(u)ig(iu) wegen G|U=g=f(u)

Beweisschritt 4.2: Halbnormbeschränkung

Für den Nachweis der Ungleichung F(x)p(x) für alle xV erfolgt eine Fallunterscheidung für:

  • F(x)=0 und
  • F(x)=0.

Beweisschritt 4.3: Halbnormbeschränkung

Fall F(x)=0: Da p:V eine Halbnorm ist, gilt p(x)0. Damit erhält man für F(x)=0 die Gültigkeit der Ungleichung direkt über:

F(x)=|F(x)|=0p(x)

Beweisschritt 4.4: Halbnormbeschränkung

Fall F(x)=0: Im zweiten Fall sei nun |F(x)|=r>0 mit F(x)=reiα, r+ und α[0,2π]. Mit eiα dreht man das komplexwertige F(x)=0 so um den Nullpunkt in der Gaußschen Zahlenebene, dass F(x)eiα so, dass F(x)eiα=|F(x)| gilt und damit auf der positiven reellen Achse in der Gaußschen Zahlenebene liegt.

Beweisschritt 4.5: Halbnormbeschränkung

Damit erhält man folgende Ungleichung:

|F(x)|+=r=eiαeiαe0=1r=eiαF(x)=eiαr=F(eiαx) da F -linear ist=G(eiαx)=riG(ieiαx)=0Im(|F(x)|=0, da|F(X)|=G(eiαx)p(eiαx)G(z)p(z) mit z:=eiαx=|eiα|=1p(x)=p(x)

mit eiα=cos(α)+isin(α) für alle α.

Beweisschritt 4.6

Damit besitzt insgesamt das lineares Funktional F:V die folgenden beiden Eigenschaften:

  • F|U=f und.
  • |F(v)|p(v) für alle vV

Damit folgt der komplexe Fall von Hahn-Banach. q.e.d.

Siehe auch

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Quellen/Literatur

  1. Bohnenblust, H. F.; Sobczyk, A. Extensions of functionals on complex linear spaces. Bull. Amer. Math. Soc. 44 (1938), no. 2, 91--93. https://projecteuclid.org/euclid.bams/1183500302