Kurs:Topologische Invertierbarkeitskriterien/Potenzreihenalgebra

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Einführung

Für den multiplikativen algebraischen Abschluss einer Algebra A, die ein zusätzliches Element tA enthält, müssen auch

  • multiplikative Verknüpfung mit sich wieder in einer Algebra liegen (d.h. also auch tnA[t] mit no, wobei t0:=e definiert wird) und auch
  • die beliebige multiplikative Verknüpfungen von tnA[t] mit Elementen aus, d.h. atnA[t] wieder in A[t] liegen.
  • der additive algebraische Alschluss verlangt auch schließlich, dass Polynome mit Koeffizienten aus A als algebraischer Abschluss entsteht.

Mit einem System aus topologieerzeugenden Gaugefunktionalen kann man dann einen topologischen Abschluss der Polynomalgebra definieren.


Definition: Potenzreihenalgebra

Sei A[t] die Menge aller Potenzreihen mit Koeffizienten in A der Form

p(t)=k=0pktk mit (pk)k0A0

Bemerkung

Die Notation von k=0 kann dabei nichts über die Konvergenz einer Reihe aussagen, denn dazu ist eine Topologisierung der Algebra notwendig. A[t] definiert rein algebraisch eine Potenzreihe mit beliebigen Koeffizienten aus der Algebra A.

Potenzreihe als Folge von Partialsummen

Für ein feste t𝕂 fasst man p(t) als Folge der Partialsummen auf

(pn(t))n:=(k=0npktk)n

Cauchy-Produkt

A[t] wird analog zur Polynomalgebra die Cauchymultiplikation von zwei Potenzreihen p,q als multiplikative Verknüpfung wie folgt definiert.

p(t):=k=0pktkq(t):=k=0qktk und (pq)(t):=p(t)q(t):=n=0k=0npkqnktn.

Konstanten als Potenzreihen

Ein Element xA kann mit dem konstanten Polynom x(t):=xt0A[t]A[t] identifiziert werden.

Gleichheit von Potenzreihen

Seien zwei Potenzreihen p,qA[t] gegeben mit:

p(t):=k=0pktk und q(t):=k=0qktk

Die Gleichheit von Potenzreihen p=q wird über die Koeffizientengleichheit definiert:

p=q:pk=qk für alle k0

Bemerkung - Gleichheit

Die Gleichheit von Potenzreihen bzw. Polynomen muss man nicht notwendigerweise über die Koeffizientengleicheit definieren, sondern kann auch über die Gleichheit der Bilder p(t)=q(t) für alle t𝔻 aus dem Definitionsbereich t𝔻.

Beispiel - Gleichheit

Verwendet man z.B. den Restklassenring R3:={03,13,23} modulo 3 als Definitionsbereiches eines Polynoms, so unterscheidet sich das Polynom

p(t):=t(t13)(t+13)=13t313t

vom Nullpolynom bzgl. der Koeffizienten von t3 und t1. Dennoch gilt für alle tR3 die Bedingung p(t)=03.

Verwendung in dieser Lerneinheit

Im weiteren Lerneinheit zu topologischen Invertierbarkeitskriterien soll die Gleichheit der Potenzreihen bzw. Polynome dann und nur dann gegeben sein, wenn zwei Polynome koeffizientengleich für alle Koeffizienten von tk ist.

Topologische Potenzreihenalgebra

Sei (A,𝒜) eine Algebra und A[t] die Algebra der Potenzreihen mit Koeffizienten in A. Ferner sei ein System aus Gaugefunktionalen ||𝒜~ definiert, wird dann mit (A[t],||𝒜~) bezeichnet man mit A[t] den topologischen Abschluss der Polynomalgebra A[t]. bzgl. des Gaugefunktionalsystems definiert, dass jeder Potenzreihe ||𝒜~. Dabei geören alle pA[t] zu A[t], wenn folgende Bedingung gilt |p|α~< für alle α~𝒜~.

Induzierte Topologien von der Algebra auf die Potenzreihenalgebra

Sei (A,𝒜)𝒦(𝕂) eine topologische Algebra der Klasse 𝒦. Ferner sei zu jedem α𝒜 und k0 eine positive Konstante Ck(α) und ein 𝒦-Funktional k(α) gewählt, durch dass die folgenden Gaugefunktionale bzw. p-Gaugefunktionale auf dem Vektorraum aller Potenzreihen mit Koeffizienten in A definiert werden:

|p|α:=k=0Ck(α)pkk(α).

Topologischer Abschluss der Polynomalgebra bzgl. Gaugefunktionalsystem

Mit (A[t],||𝒜) bezeichnet man dann den topologischen Abschluss von A[t] bzgl. ||𝒜, d.h. Vektorraum aller Potenzreihen mit Koeffizienten in A, die zusätzlich folgende Bedingung erfüllen:

|p|α< für alle α𝒜.

Topologisierung der Potenzreihenalgebra und Algebraerweiterung

Die Potenzreihenalgebra A[t] wird nun in einer Weise topologisiert, die von dem Gaugefunktionalsystem auf A abhängt. Diese Vorgehen ist notwendig, damit man für die Konstruktion der Algebraerweiterung B die Algebra A in B einbetten kann. D.h. die unitale Algebra A𝒦e aus einer Klasse 𝒦e wird in die Algebraerweiterung B𝒦e durch einen Algebraisomorphismus τ:AAB eingebettet:

  • τ(eA)=eB, wobei eA ist das Einselement von A und eBA das Einselement von B ist.
  • A ist homöomorph zu A; d.h. τ und τ1:AA sind stetig.

Bemerkung: Stetigkeit Algebraisomorphismus

Die Stetigkeit des Algebraisomorphismus und der Umgekehrabbildung τ1:AA von wird später über die Gaugefunktionalsysteme auf A𝒦e und der von B𝒦e auf A𝒦e induzierten Relativtopologie nachgewiesen.

Lemma: Isotone Folge von Gaugefunktionalen

Sei (A,𝒜)𝒦 und es seien (n(α))n isotone Folgen von Gaugefunktionalen mit Koeffizienten Ckn(α)1, für die gelten:

  • 1(α):=α für alle α𝒜
  • n(α)n+1(α) für alle n und α𝒜
  • Ckn(α)Ckn+1(α) für alle α𝒜 und n,k
  • Con(α)=1 für alle n und α𝒜.

Voraussetzung 2 - Gaugefunktionalsysteme auf Potenzreihenalgebra

Auf A[t] seien folgende vier Systeme ||𝒜×(I), ||𝒜×(II), ||𝒜×(III), ||𝒜×(IV) von Gaugefunktionalen für p(t)=k=0pktkA[t] definiert:

Voraussetzung 2 - Definition der Gaugefunktionalsysteme

  • |p|(α,n)(I):=k=0Ckn(α)pkn(α)
  • |p|(α,n)(II):=k=0Ckn(α)pkn+1(α)
  • |p|(α,n)(III):=k=0Ckn+1(α)pkn(α)
  • |p|(α,n)(IV):=pon(α)+k=1Ckn(α)pkn+2(α)

Folgerung - Topologieerzeugung

Mit den obigen Voraussetzungen erzeugen die Systeme auf A[t] die gleiche Topologie. Insbesondere erhält man zu einem festen α für alle 4 gewählten Teilsysteme von Gaugefunktionalen ||{α}×(I),\dots , ||{α}×(IV). das gleiche Teilsystem 𝒯α offener Mengen der Topologie 𝒯.

Beweis

Es gilt für alle α𝒜, n und M{I,,IV} folgende Ungleichungskette:

||(α,n)(I)||(α,n)(M)||(α,n+2)(I)

Damit stimmen die Teilsysteme für ein festes α, also auch die Ausgangstopologie überein. q.e.d.

Gleichheit von Partialsummen von Potenzreihen

Die Koeffizienten der Elemente von A[t] kann man auch über die Partialsummen eindeutig bestimmen. Dabei sind die Partialsummen eindeutig als Linearkombinationen in A mit t𝕂 definiert. Allerdings müssen die Partialsummen als Folge in A nicht notwendig konvergieren.

Koeffizientenvergleich bei Partialsummen 1

p(t):=k=0pktk,q(t):=k=0qktkA[t] mit pm(t)=qm(t) t𝕂0A=k=0(pkqk)tk

Koeffizientenvergleich bei Partialsummen 2

α𝒜;n:0=|pq|(α,n)=k=0pkqkn(α)α𝒜,n:pkqkn(α)=0.

Da A ein Hausdorffraum ist, gilt auch pk=qk für alle k0.

Definition: Potenzreihenalgebra

Sei A eine Algebra und A[t] die Algebra aller Potenzreihen mit Koeffizienten in A mit Cauchymultiplikation. Die Partialsumme bis zum Grad m0 einer Potenzreihe p(t)=k=0pktkA[t] ist folgendes Polynom:

pm(t):=k=0mpktk.

Definition: Partialsummentopologie

Sei (A[t],||𝒜) eine Polynomalgebra. Dann bezeichnet ||𝒜 das System der Partialsummenfunktionale von ||𝒜 die mit

p(t):=k=0pktkwie folgt definiert sind:|p|αm:=|pm|α mit α𝒜 und m.

Die durch ||𝒜 erzeugte Topologie heißt Partialsummentopologie von ||𝒜 auf A[t].

Bemerkung

Die Partialsummentopologie ist gröber als die von ||𝒜 erzeugte Ausgangstopologie, denn für α𝒜 gilt:

||αm||α für alle m.

Die Partialsummentopologie erhält man, wenn man die einzelnen Gaugefunktionale aus ||𝒜 mit den Projektionen m:A[t]A[t] auf die ersten m Summanden des Polynoms verkettet und als topologieerzeugende Funktionale auf A[t] wählt. m sei dabei beliebig gewählt. Das folgende Lemma zeigt die Eindeutigkeit der Faktorisierung von beliebigen Elementen pA[t] durch zteA[t] und einer zu p gewählten formalen Potenzreihe p^A[t].

Aufgaben

In den folgenden Aufgaben werden einige kleiner Übungen zur Berechnung von

Norm - Matrixalegbra - Topologisierung Potenzreihenalgebra

Gegeben sind die beiden Matrizen

rk:=(12k13k14k15k)eA:=(1001)

mit dem Einselement eA in der Algebra A:=Mat(2×2,). A ist mit der Norm

amax=(a1a2a3a4)max=max{|a1|,|a2|,|a3|,|a4|}

ein normierter Raum.

  • Zeigen Sie, dass die Potenzreihe q(t):=k=0eAtk und der Norm |p|:=k=0pkmax nicht in A[t] liegt.
  • Berechnen Sie |q| und |r| mit qk=eA bzw. den oben definierten Koeffizienten inrk.
  • Berechnen Sie für die Potenzreihe rA[t] mit t=1 die Matrix r(t)=r(1)A!

Raum der reellwertigen stetigen Funktionen

Wir betrachten Definitionsbereiches , der die Algebra A:=𝒞(,) der stetigen Funktionen von nach mit den Halbnormen (siehe auch Normen, Metriken, Topologie):

fn:=maxx[n,+n]|f(x)|

wird (A,) zu einem lokalkonvexen topologischen Vektorraum.

  • Topologisieren Sie die Polynomalgebra A[t] mit einem Halbnormensystem (A[t],||), das Sie mit n definieren.
|p|n:=k=0nCkpkn.
Hinweis: wählen Sie für die (Ck)k z.B. eine geometrische Reihe
  • Zeigen Sie, dass die Halbnormen n submultiplikativ sind, d.h. fgnfngn!
  • Wählen Sie die Koeffizienten Cko+ so, dass das Polynom qA[t] mit qk=cos für alle ko ein Element von der Potenzreihenalgebra (A[t],||) ist. Das Polynom q ist damit eine Potenzreihe, bei der alle Koeffizienten qk die cos-Funktion ist. Wählen Sie z.B. Ck:=13k und berechnen Sie cosn für alle n. Welche Eigenschaft muss die Koeffizientenfolge (Ck)k0 allgemein besitzen, damit |q|n< für alle n liefert, also für alle n einen endlichen Wert der Halbnormen leifert.
  • Wählen Sie für die Koeffzientenfolge als eine (Ck)k eine geometrische Reihe mit 0<q<1 und Ck:=qk und zeigen Sie, dass
|pq|n|p|n|q|n
mit dem Cauchy-Produkt auf A[t] erfüllt ist.

Faktorisierungslemma für zt-e

Sei A eine unitale Algebra mit Einselement e und zA beliebig gewählt. A[t] ist mit der Cauchymultiplikation eine Algebra, in der gilt:

pA[t]p^A[t]:p(t)=(zte)p^(t)()

p^ ist zu jedem p eindeutig bestimmt.

Beweis

A[t] ist ein unitaler Ring und sA[t]A[t] mit s(t):=zte=zt1+et0. Wir zeigen nun, dass sA[t] invertierbar ist.

Inverses Element von zt-e

Man definiert zunächst über das gegebene zA ein Polynom qA[t] mit:

q(t):=k=0zktk=k=0zktk

Wir berechnen nun sqA[t] über

(sq)(t)=s(t)q(t)=(zte)(k=0zktk)=k=1zktk+k=0zktk=e

Definition der gesuchten Potenzreihe

Damit definiert man p^(t):=q(t)p(t)=(zte)1p(t).


Eindeutigkeit der Potenzreihe

Eindeutigkeit von p^: Seien p(1)^,p(2)^A[t] gegeben, die die Eigenschaft (*) besitzen. Für v(t):=zte erhält man:

p=vp(1)^=vp(2)^p(1)^=v1(vp(1)^)=v1(vp(2)^)=p(2)^

q.e.d.

Bemerkung

Die Koeffizienten der Elemente von A[t] sind eindeutig bestimmt, denn sei:

p(t):=k=0pktk,q(t):=k=0qktkA[t] mit p(t)=q(t)0k=0(pkqk)tkα𝒜;n:0=|pq|(α,n)=k=0pkqkn(α)α𝒜,n:pkqkn(α)=0.

Da A ein Hausdorffraum ist, gilt auch pk=qk für alle k0.

Bemerkung

Die Partialsummentopologie ist gröber als die von ||𝒜 erzeugte Ausgangstopologie, denn für α𝒜 gilt:

||αm||α für alle m.

Die Partialsummentopologie erhält man, wenn man die einzelnen Gaugefunktionale aus ||𝒜 mit den Projektionen m:A[t]A[t] auf die ersten m Summanden des Polynoms verkettet und als topologieerzeugende Funktionale auf A[t] wählt. m sei dabei beliebig gewählt.


Das folgende Lemma zeigt die Eindeutigkeit der Faktorisierung von beliebigen Elementen pA[t] durch zteA[t] und einer zu p gewählten formalen Potenzreihe p^A[t].

Siehe auch

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