Kurs:Mathematik fuer Anwender/Lineare Abbildungen

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Lineare Abbildungen

Definition: Lineare Abbildung

Eine Abbildung f:nm heißt lineare Abbildung, falls für alle Vektoren v,wn und alle μ gilt:

  • f(v+w)=f(v)+f(w) und
  • μf(v)=f(μv).

Beispiel: Lineare Abbildung

  • Die Abbildung f:23 mit f(xy)=(x+yxy2x) ist eine lineare Abbildung.
  • Die Abbildung g:nn mit g(x1x2xn)=(x1x2xn) für alle (x1xn)n ist eine lineare Abbildung, die sogenannte Identitätsabbildung.
  • Die Abbildung h:nn mit h(x1xn)=(00)=0n für alle Vektoren aus n ist eine lineare Abbildung, die sogenannte Nullabbildung.

Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen Matrizen und linearen Abbildungen, den wir (zumindest in Grundzügen) hier besprechen werden.

Satz: Matrix und Lineare Abbildung

  • Wie wir in Lemma sehen können, ist für jede m×n-Matrix A die Abbildung fA:nm mit fA(v)=Av eine lineare Abbildung.
  • Umgekehrt gibt es zu jeder linearen Abbildung f:nm eine passende m×n-Matrix A, für die f=fA ist. D. h., man kann sich f als eine Multiplikation mit einer geeigneten Matrix A vorstellen.

Beispiel: Matrix und Lineare Abbildung

  • Der Abbildung f:23 mit f(xy)=(x+yxy2x) entspricht die 3×2-Matrix A=(111120), denn A(xy)=(x+yxy2x).
  • Der Identitätsabbildung auf n entspricht die n×n-Matrix En:=(10000100001), also die Matrix, die auf der Diagonalen nur Einsen und sonst überall Nullen als Einträge hat. Diese Matrix heißt Einheitsmatrix.
  • Der Nullabbildung auf 3 entspricht die Nullmatrix (000000000).

Beispiel: Anwendung Lineare Abbildung

  • Eine Multiplikation mit der Matrix Dα=(cos(α)sin(α)sin(α)cos(α)) beschreibt geometrisch eine Drehung des 2 um den Ursprung mit dem Winkel α gegen den Uhrzeigersinn.

Die zugehörige lineare Abbildung fD:22 ist gegeben durch fD(xy)=(cos(α)sin(α)sin(α)cos(α))(xy)=(xcos(α)ysin(α)xsin(α)+ycos(α)).

  • Eine Multiplikation mit der Matrix S=(0110) beschreibt geometrisch eine Spiegelung der Punkte des 2 an der 1. Winkelhalbierenden (die Gerade mit der Gleichung y=x). Die zugehörige lineare Abbildung fS:22 ist gegeben durch fS(xy)=(0110)(xy)=(yx).
  • Drehungen und Spiegelungen sind also Beispiele für lineare Abbildungen.

Satz: Hintereinanderausführung zweier linearer Abbildungen

Die Hintereinanderausführung zweier linearer Abbildungen entspricht der Multiplikation der zugehörigen Matrizen. Formal sauber(er): Seien fA:mn und fB:km zwei lineare Abbildungen mit zugehörigen Matrizen A bzw. B (A ist eine n×m-Matrix und B ist eine m×k-Matrix). Dann ist auch die Hintereinanderausführung fAfB:kn eine lineare Abbildung mit (fAfB)(x)=fA(fB(x)). Die zu fAfB gehörende Matrix ist die n×k-Matrix AB.

Beispiel: Hintereinanderausführung zweier linearer Abbildungen

Wir betrachten ein System mit genau vier möglichen Zuständen Z1, Z2, Z3 und Z4. Die vier Zustände können sich innerhalb einer festen Zeiteinheit verändern. Die Wahrscheinlichkeiten für diese Änderungen seien bekannt und im folgenden Diagramm dargestellt:

Diagramm: Zustandswahrscheinlichkeiten
Diagramm: Zustandswahrscheinlichkeiten

Daraus können wir die folgende Übergangsmatrix U basteln: U:=(14018012058014340780141418) Ist nun p=(p1p2p3p4) ein Vektor mit den Wahrscheinlichkeiten, dass vor einer Änderung die Zustände Z1 , Z2, Z3, Z4 vorliegen (also gilt p1+p2+p3+p4=1), so erhält man durch Matrixmultiplikation der Matrix U (bei der die Summe der Einträge in jeder Spalte übrigens auch =1 sein muss) mit dem Vektor p den entsprechenden Vektor mit den Wahrscheinlichkeiten dafür, dass nach der Änderung die Zustände Z1 , Z2, Z3, Z4 vorliegen. So einen stochastischen Prozess, bei dem ein Zustand nur vom direkten Vorgängerzustand (und nicht von weiteren Faktoren, etwa weiter zurückliegenden Zuständen abhängt), nennt man (diskreten) Markov-Prozess.

Wir wollen nun wissen, wie die Wahrscheinlichkeiten nach 4 Zustandsänderungen aussehen. Dazu berechnen wir U(U(U(Up)))=(UUUU)p=(28440963424096212409637140961180409615544096760409617294096179240961330409623124096111340968404096870409681240968834096)p

Und noch ein Beispiel:

Wir hatten gesehen, dass eine Drehung im 2 um den Ursprung mit Winkel π2 einer Multiplikation mit der Matrix Dπ2=(cos(π2)sin(π2)sin(π2)cos(π2))=(0110) entspricht und eine Spiegelung an der 1. Winkelhalbierenden einer Multiplikation mit der Matrix S=(0110). Wir wollen nun wissen, was mit dem Punkt v:=(23) geschieht, wenn er erst um π2 gedreht und das Ergebnis dann an der Winkelhalbierenden gespiegelt wird. Dazu rechnen wir S(Dπ2v)=(SDπ2)v=((0110)(0110))(23)=(1001)(23)=(23).