Kurs:Lineare Algebra I/Lineare Abbildungen

Aus testwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Lineare Abbildungen

Zu Vektorräumen gehört eine Klasse von Abbildungen, die die Rechenoperationen respektieren, die sogenannten linearen Abbildungen. Im reellen Standardraum n sind genau die stetigen Abbildungen, die Geraden und Parallelität erhalten und den Ursprung fixieren, linear.

Definition 2.18

Eine Abbildung f:VW zweier K-Vektorräume heißt linear oder genauer K-linear, wenn für alle v,vV und λK gilt:
(l1) f(v+v)=f(v)+f(v),
(l2) f(λv)=λf(v).

Beispiele

– Nullabbildung: v0.
– Homothetien: vλv, (λ = ein fixiertes Körperelement).
– Projektionen auf eine Komponente: xKnxiK.
– Jede Matrix A=(aij)Mat(m,n) bestimmt eine lineare Abbildung (wichtig!)
fA:KnKm;(x1,...,xn)(j=1na1jxj,...,j=1namjxj)
– Die Ableitung einer Funktion induziert eine lineare Abbildung auf dem Vektorraum der reellen differenzierbaren Funktionen, insbesondere auf dem Raum der reellen Polynome:
/x:[X][X],f(X)f(X)

Lemma 2.19

Für jede lineare Abbildung f:VW gelten:
(1) f(0)=0,
(2) UV Unterraum f(U)W Unterraum,
(3) ZW Unterraum f1(Z)V Unterraum,
(4) f bijektiv (eineindeutig) f1 linear,
(5) g:WZ linear gf:VZ linear.

Bezeichnung: Eine bijektive lineare Abbildung heißt Isomorphismus.

Definition 2.20

Der Kern bzw. das Bild einer linearen Abbildung f:VW sind definiert durch Ker(f):={vV|f(v)=0} bzw. Im(f):={f(v)W|vV}.

Bemerkungen:

  • Nach Lemma 2.19 sind Ker(f) und Im(f) Unterräume.
  • Eine lineare Abbildung f ist injektiv gdw. Ker(f)={0}.
  • Die Menge aller linearen Abbildungen von V nach W ist selbst ein Vektorraum und Unterraum des Vektorraumes aller Abbildungen:
Hom(V,W):={f|f:VW,flinear}Abb(V,W).
Dabei ist die Addition und die Skalarmultiplikation von Abbildungen durch die Operationen im Bildraum gegeben, also durch (f+g)(v):=f(v)+g(v) und (λf)(v):=λ(f(v)).
  • Nach Lemma 2.19 (5) induziert die Verknüpfung linearer Abbildungen eine Abbildung
:Hom(V,W)×Hom(W,Z)Hom(V,Z) (f,g)gf.
  • Fixiert man jetzt f (bzw. g), so erhält man jeweils Abbildung
f:Hom(W,Z)Hom(V,Z) bzw. g:Hom(V,W)Hom(V,Z)
Diese Abbildungen sind jeweils linear.

Satz 2.21 (2. Dimensionsformel)

dim(V)=dim(Ker(f))+dim(Im(f)).

Satz 2.22 (Prinzip der linearen Fortsetzung)

Ist {v1,...,vn} eine Basis von V, so existiert zu jeder Auswahl von n Vektoren w1,...,wnW genau eine lineare Abbildung f:VW, so dass f(vi)=wi für i=1,...,n.

Korollar 2.23

Jeder n-dimensionale K-Vektorraum V ist isomorph zu Kn.

Beweis

Nach dem Existenzsatz für Basen (siehe Kurs:Lineare_Algebra_I/Endlich_erzeugte_Vektorräume#Lineare_Unabh.C3.A4ngigkeit.2C_Basis.2C_Dimension) besitzt V eine Basis aus n Vektoren, sagen wir v1,,vn. Nach dem Prinzip der linearen Fortsetzbarkeit gibt es eine K-lineare Abbildung

φ:KnV,eivi,i=1,n.

Diese Abbildung ist surjektiv, da v1,,vn ein |Erzeugendensystem von V ist, und injektiv, da v1,,vn |linear unabhängig sind. Damit ist φ ein Isomorphismus.

Korollar 2.24

Die Zuordnung AfA induziert einen Isomorphismus des Vektorraumes der Matrizen auf den Vektorraum der linearen Abbildungen: Mat(m,n;K)Hom(Kn,Km).

Man überzeugt sich leicht: fA(ei)=ai ist die i-te Spalte von A. Daher ergibt sich die inverse Abbildung aus der Zuordnung:

fM(f):=(f(e1),...,f(en)),

M(f) ist also die Matrix, deren Spalten den Bildern der Einheitsvektoren entsprechen.

Standardaufgaben

(1) Teste MKn auf lineare Unabhängigkeit.
(2) Bestimme eine Basis von Lin(M)Kn.
(3) Auswahl einer linear unabhängigen Teilmenge aus MKn.
(4) Ergänzung einer linear unabhängigen Teilmenge MKn zu einer Basis.
(5) Teste die Zugehörigkeit eines Vektors v zu einem Unterraum UV .
(6) Stelle für einen Unterraum UKn ein homogenes lineares Gleichungssystem auf, dessen Lösungsmenge U ist (implizite Darstellung von U).
(7) Bestimme Basen des Durchschnitts, der Summe von Unterräumen, bzw. von komplementären Räumen.
(8) Bestimme Kern und Bild einer linearen Abbildung.