Kurs:Funktionentheorie/Residuensatz

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Der Residuensatz besagt, wie man das Integral einer holomorphen Funktion mit Hilfe Ihrer Residuen berechnen kann.

Aussage

Es sei f eine auf einem Gebiet G mit Ausnahme einer diskrete Menge von isolierten Singularitäten SG holomorphe Funktion und Γ ein in G nullhomologer Zyklus, der keinen Punkt von S trifft. Dann gilt

Γf(z)dz=2πizSn(Γ,z)resz(f).

Beweis

Die Summe in der Aussage des Residuensatzes ist endlich, da Γ nur endlich viele Punkte der diskreten Menge S aller Singularitäten umlaufen kann.

Schritt 1 - Reduktion auf endliche Anzahl von Summanden

Seien nun z1,,zk die Punkte in S, für die n(Γ,zi)0 gilt. Die Singularitäten aus S, die nicht umlaufen werden, werden mit T:={zS:n(Γ,z)=0}.

Schritt 2 - Nullhomologer Zyklus

Γ ist nach Voraussetzung nullhomolog in G. Nach der Definition von T ist Γ auch nullhomolog in GT.


Schritt 3 - Hauptteile der Laurent-Entwicklung

Für die Singularitäten ziS mit μ(Γ,zi)=0 und 1ik sei

hi(z)=j=1aij(zzi)j

der Hauptteil der Laurententwicklung von f um zi. Es ist hi eine auf {zi} holomorphe Funktion.

Schritt 4 - Subtraktion der Hauptteile

Wenn man alle Hauptteile hi bzgl. zi von der gegebenen Funktion f subtrahiert, erhält man mit

g:=fi=1khi

eine Funktion auf GT, die jetzt nur noch hebbare Singularitäten besitzt.

Schritt 5 - Holomorphe Fortsetzung auf G

Wenn die Singularitäten zi hebbar auf GT sind, lässt sich g holomorph in allen z1,,zkGT fortsetzen.


Schritt 6 - Anwendung Cauchyintegralsatz

Es folgt nach dem Integralsatz von Cauchy für das Integral über Γ

Γg(z)dz=0

also ist, nach Definition von g,

Γf(z)dz=Γg(z)dz+i=1kΓhi(z)dz=i=1kΓhi(z)dz.


Schritt 7 - Berechnung der Integrale über die Hauptteile

Die Berechnung des Integrals über f beschränkt sich damit auf die Berechnung der Integrale über die Hauptteile hi mit 1ik. Unter Verwendung der Lineariät des Integrals erhält man zunächst:

Γhi(z)dz=j=iaijΓ(zzi)j

Die Funktionsterme Γ(zzi)j besitzen für j2 eine Stammfunktion und es gilt Γ(zzi)j=0

Schritt 8 - Berechnung der Integrale über die Hauptteile

Insgesamt ergibt sich damit die Berechnung des Integrals über die Hauptteile mit der Definition der Umlaufzahl.

Γhi(z)dz=j=iaijΓ(zzi)j=ai,1Γ(zzi)1dz=ai,12πin(Γ,zi)=2πin(Γ,zi)reszif

nach .

Schritt 9 - Berechnung der Integrale über die Residuen

Insgesamt folgt die Behauptung mit

Γf(z)dz=i=1kΓhi(z)dz=2πii=1kn(Γ,zi)reszif

Fragen zum Residuensatz

  • Sei f:G^ eine meromorphe Funktion (d.h. holomorph bis auf eine diskrete Menge von Singularitäten in G), Warum umrundet der Zyklus Γ nur endlich viele Pole?

Anwendungen

Siehe auch

en:Complex Analysis/Residue Theorem