Cauchy-Riemann-Differentialgleichungen

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Einleitung

In der folgenden Lerneinheit wird zunächst eine Identifikation der komplexen Zahlen mit dem zweidimensionalen -Vektorraum 2 vorgenommen und die klassischen reellen partiellen Ableitungen und die Jacobi-Matrix betrachtet und eine Beziehung zwischen komplexer Differenzierbarkeit und partiellen Ableitung von Komponentenfunktionen einer Abbildung von 2 nach 2 betrachtet. Danach werden die Cauchy-Riemann-Differentialgleichungen mit den Vorüberlegungen bewiesen.

Identifikation der komplexen Zahlen IR2

Sei R:2, x+iyR(x+iy)=(xy). Da die Abbildung R bijektiv ist, kann man mit der Umkehrabbildung

R1:2, (xy)R1(xy)=x+iy

Vektoren aus dem 2 eineindeutig wieder eine komplexen Zahl zuordnen. Datei:Cauchy Riemann DGL audio0.ogg

Realteil- und Imaginärteilfunktion

Zerlegt man nun eine Funktion f:U mit f(x+iy)=u(x,y)+iv(x,y) in ihren Real- und Imaginärteil mit reellen Funktionen u:UR, v:UR mit UR2 und U={x+iy | (x,y)UR}, so hat die totale Ableitung der Funktion fR:UR2,(x,y)(u(x,y)v(x,y)) als Darstellungsmatrix die Jacobi-Matrix

(uxuyvxvy).

Datei:Cauchy Riemann DGL audio1.ogg

Aufgabe

Geben Sie für die komplexwertige Funktion f:, zf(z)=z3 die Abbildungen u,v mit f(x+iy)=u(x,y)+iv(x,y) konkret an. Datei:Cauchy Riemann DGL Aufgabe audio2.ogg

Auswertung der Jacobimatrix in einem Punkt

Dabei liefert die Auswertung der Jacobimatrix in einem Punkt (xo,yo)2 die totale Ableitung in dem Punkt xo+iyo

(ux(xo,yo)uy(xo,yo)vx(xo,yo)vy(xo,yo))

Datei:Cauchy Riemann DGL Auswertung Jacobi audio3.ogg

Cauchy-Riemann-Differentialgleichungen

Eine Funktion f ist in zo:=xo+iyo genau dann komplex differenzierbar, wenn sie reell differenzierbar ist und für u,v mit u:UR, v:UR mit UR2 die Cauchy-Riemannschen Differentialgleichungen

ux(xo,yo)=vy(xo,yo)
uy(xo,yo)=vx(xo,yo)

erfüllt sind. Datei:Cauchy Riemann DGL audio4.ogg

Zusammenhang zwischen den partiellen Ableitungen

In dem folgenden Erläuterungen wird die Definition der Differenzierbarkeit in auf Eigenschaften der partiellen Ableitungen in der Jacobimatrix zurückgeführt.

Teil 1

Wenn der folgende Limes für f:G für zoG mit G offen existiert

f(zo)=limzzof(z)f(zo)zzo,

bedeutet limzzo..., dass für beliebige Folgen (zn)n Definitionsbereich G mit limnzn=zo auch

f(zo)=limnf(zn)f(zo)znzo

erfüllt ist. Datei:Cauchy Riemann DGL audio5.ogg

Teil 2

Man betrachtet nun von diesen beliebigen Folgen nur die Folgen für die beiden folgenden Grenzwertprozessen mit h:

f(zo)=limh0f(zo+h)f(zo)(zo+h)zo=limh0f(zo+h)f(zo)h,
f(zo)=limih0f(zo+ih)f(zo)(zo+ih)zo=limih0f(zo+ih)f(zo)ih,

Datei:Cauchy Riemann DGL audio6.ogg

Teil 3: Grenzwertprozess Realteil

Durch Einsetzen der Komponentenfunktionen für den Realteil und Imaginärteil u,v ergibt sich mit h

f(zo)=limh0f(zo+h)f(zo)h=
=limh0u(xo+h,yo)u(xo,yo)h+ilimh0v(xo+h,yo)v(xo,yo)h
=ux(xo,yo)+ivx(xo,yo)

Datei:Cauchy Riemann DGL audio7.ogg

Teil 4: Grenzwertprozess Imaginärteil

Bei der Anwendung auf die zweite Gleichung erhält man mit h

f(zo)=limih0f(zo+ih)f(zo)ih
=limh0u(xo,yo+h)u(xo,yo)ih+ilimh0v(xo,yo+h)v(xo,yo)ih
=ilimh0u(xo,yo+h)u(xo,yo)h+limh0v(xo,yo+h)v(xo,yo)h,
=iuy(xo,yo)+vy(xo,yo)

Datei:Cauchy Riemann DGL audio8.ogg

Bemerkung zu Teil 4

Im ersten Summanden wird der Bruch mit i erweitert und im zweiten Summanden wird das i gekürzt, damit der Nenner reellwertig wird und h entspricht.

Teil 5: Realteil- und Imaginärteilvergleich

Durch Gleichsetzung der Terme von (3) und (4) und Vergleich von Realteil und Imaginärteil erhält man die Cauchy-Riemann-Differentialgleichungen.

  • Realteil: ux(xo,yo)=vy(xo,yo)
  • Imaginärteil: uy(xo,yo)=vx(xo,yo)

Datei:Cauchy Riemann DGL audio9.ogg

Teil 6: Partielle Ableitung in Richtung Realteil

Die partiellen Ableitungen in 2 der Cauchy-Riemann-Differentialgleichungen können auch in dargestellt werden mit f:=𝔢(f)+i𝔪(f), 𝔢(f):, 𝔪(f): und h.

fx(zo)=limh0f(zo+h)f(zo)h,
𝔢(f)x(zo)=limh0𝔢(f)(zo+h)𝔢(f)(zo)h,
𝔪(f)x(zo)=limh0𝔪(f)(zo+h)𝔪(f)(zo)h,

Datei:Cauchy Riemann DGL audio10.ogg

Teil 7: Partielle Ableitung in Richtung Imaginärteil

Die partiellen Ableitungen in 2 der Cauchy-Riemann-Differentialgleichungen können auch in dargestellt werden mit f:=𝔢(f)+i𝔪(f), 𝔢(f):, 𝔪(f): und h.

fy(zo)=limh0f(zo+ih)f(zo)h,
𝔢(f)y(zo)=limh0𝔢(f)(zo+ih)𝔢(f)(zo)h,
𝔪(f)y(zo)=limh0𝔪(f)(zo+ih)𝔪(f)(zo)h.

Datei:Cauchy Riemann DGL audio10.ogg

Teil 8: Cauchy-Riemann-DGL für komplexwertige Funktionen

Die partiellen Ableitungen der Cauchy-Riemann-Differentialgleichungen können auch in dargestellt werden mit f:=fx+ify, fx:=𝔢(f), fy:=𝔪(f):

  • Realteil: 𝔢(f)x(zo)=𝔪(f)y(zo)
  • Imaginärteil: 𝔢(f)y(zo)=𝔪(f)x(zo)

Theorem - Cauchy Riemann-DGL

Sei G eine offene Teilmenge. Die Funktion f=u+iv komplex differenzierbar in einem Punkt z=x+iyG. Dann existieren die partiellen Ableitungen von u und v in dem (x,y)2 und die folgenden Cauchy-Riemannschen-Diffentialgleichungen gelten: ux(x,y)=vy(x,y)

uy(x,y)=vx(x,y)

Bemerkung CR-DGL

In diesem Fall kann die Ableitung von f in dem Punkt z auf zwei Arten durch die Komponentenfunktionen u und v dargestellt werden. f(z)=ux(x,y)iuy(x,y)=vy(x,y)+ivx(x,y) Im Beweis der Cauchy-Riemann-Differentialgleichung wird der Real- und Imaginärteilvergleich verwendet, um die obigen beiden Gleichungen zu erhalten.

Beweis

In dem Beweis werden zwei Richtungsableitungen betrachtet:

  • (DG1) die Ableitung in Richtung des Realteiles und
  • (DG2) die Ableitung in Richtung des Imaginärteiles.

Da diese bei komplexer Differenzierbarkeit überstimmen, erhält man über Gleichsetzung und Vergleich von Real- und Imaginärteil die Cauchy-Riemann-Differentialgleichungen.

Beweisschritt 1 - Ableitung in Richtung des Realteiles

In dem ersten Beweisteil lässt man h in Richtung des Realteiles gegen 0 konvergieren. Dazu wählt man h:=h1+i0 mit h1. Die Zerlegung der Funktion f=u+iv in die Realteilfunktion u und v liefert dann (DG1).

Beweisschritt 2 - Berechnung der Ableitung - Realteil

f(z)=lim\limits h0f(z+h)f(z)h=lim\limits h10u(x+h1,y)+iv(x+h1,y)u(x,y)iv(x,y)h1=lim\limits h10u(x+h1,y)u(x,y)h1+iv(x+h1,y)v(x,y)h1=ux(x,y)+ivx(x,y)

Beweisschritt 3 - Ableitung in Richtung des Imaginärteiles

Analog kann man die partielle Ableitung für den Imaginärteil betrachten h:=0+ih2 mit h2. Dann erhält man die Gleichung (DG2)

Beweisschritt 4 - Berechnung der Ableitung - Imaginärteil

f(z)=lim\limits h0f(z+h)f(z)h=lim\limits h20u(x,y+h2)+iv(x,y+h2)u(x,y)iv(x,y)ih2=lim\limits l01iu(x,y+h2)u(x,y)h2+v(x,y+h2)v(x,y)h2=vy(x,y)iuy(x,y)

Beweisschritt 5 - Gleichsetzung der Ableitungen

Über die Gleichsetzung der beiden Ableitungen kann auch den Realteil und Imaginärteil der beiden Ableitungen (DG1) und (DG2) vergleichen: f(z)=ux(x,y)+ivx(x,y)=vy(x,y)iuy(x,y)

Beweisschritt 6 - Realteil- und Imaginärteilvergleich

Zwei komplexe Zahlen stimmen genau dann überein, wenn der Real- und Imaginärteile beider komplexen Zahlen übereinstimmen. Damit erhält man die Cauchy-Riemann-Diffentialgleichungen. Die beiden Darstellungsformel folgt aus der obigen Zeile und den Cauchy-Riemann-Gleichungen.

Siehe auch

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