Kurs:Mathematische Modellierung der Planetenbahnen/Zweikörperproblem

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Formulierung des Problems

Zwei Körper der Massen m1 und m2 bewegen sich nur unter Einfluss der gegenseitigen Gravitation. Nach dem Newton'schen Gravitationsgesetz können die Bewegungsgleichungen

m1r¨1=Gm1m2|r1r2|2r1r2|r1r2|
m2r¨2=Gm1m2|r2r1|2r2r1|r2r1|

aufgestellt werden. Zur Anschaulichkeit kann Masse m1 als Sonne und m2 als Planet aufgefasst werden. Der entsprechende Grenzwert im Sonnensystem kann durch m1m2 erreicht werden.

Koordinatenwechsel

Um die Bewegungsgleichungen allgemein zu lösen werden die Gesamtmasse

M=m1+m2

und die reduzierte Masse

1μ=1m1+1m2μ=m1m2m1+m2

sowie der Schwerpunkt

MR=m1r1+m2r2

und der Relativvektor

r=r2r1

definiert. Im für das Sonnensystem relevanten Grenzfall entspricht M der Masse der Sonne, μ der Masse des Planeten, R dem Schwerpunkt der Sonne und r dem Vektor des Planeten.

Mit den Bewegungsgleichungen können so

MR¨=0

und

μr¨=Gm1m2r2rr

gefunden werden. Der Schwerpunkt führt damit eine geradlinig gleichförmige Bewegung aus und kann als gelöst betrachtet werden.

Für die Relativbewegung wird die Abkürzung α=Gm1m2 und der Einheitsvektor e^r=rr eingeführt, um die noch zu lösende Bewegungsgleichung auf die Form

μr¨=F(r)=αr2e^r

zu bringen.

Drehimpulserhaltung

Da die Kraft in der Bewegungsgleichung parallel zu e^r ist, muss der Drehimpuls J=r×(μr˙) erhalten sein. Damit findet die Bewegung in einer festen Ebene statt und es können Zylinderkoordinaten

r=re^sr˙=r˙e^s+rφ˙e^φ

gewählt werden. Der Drehimpuls kann dann durch

J=Je^z=mr2φ˙e^z

dargestellt werden.

Energieerhaltung

Die einwirkende Kraft F(r)αr2e^r kann durch das Potential U(r)=αr über

F(r)=U(r)=dUdre^r

dargestellt werden. Damit ist die Energie

E=12μr˙2+U(r)=12μr˙2αr

eine Erhaltungsgröße. Mit dem Ortsvektor in Zylinderkoordinaten und dem erhaltenen Drehimpuls J lässt sich die Energie auch durch

E=12μr˙2+J22mr2αr=12μr˙2+Ueff(r)

darstellen. Damit kann die Relativbewegung durch die Bewegung eines Teilchens der Masse m im Potential

Ueff(r)=J22mr2αr

beschrieben werden. Hieraus lässt sich über ein "kompliziertes" Integral die Lösung bestimmen. Stattdessen kann aber eine weitere Erhaltungsgörße verwendet werden.

Der Laplace-Runge-Lenz-Vektor

Aus dem Impuls p=μr˙ und dem Drehimpuls J lässt sich die Größe

A=p×Jmαe^r

konstruieren. Es handelt sich um einen konstanten (nachrechnen!) dAdt=0 Vektor, der in der Ebene der Bewegung liegt. Er zeichnet damit eine Achse im Koordinatensystem aus. Er wird als Laplace-Runge-Lenz-Vektor bezeichnet.

Wird der Ortsvektor auf den Laplace-Runge-Lenz-Vektor projiziert, so kann mit dem Winkel φ zwischen den Vektoren der Ausdruck

Ar=Arcos(φ)=J2μαrr(φ)=J2/μα1+Aμαcos(φ)

gefunden werden. Mit

e=Aμα

und

a(1e2)=J2μα

entspricht dies aber dem Ausdruck

r(φ)=a(1e2)1+ecos(φ)

einer Ellipse. Da φ=0 in diesem Ausdruck dem Perihel entspricht, aber gleichzeitig für die Parallelität von r und A steht, beschreibt der Laplace-Runge-Lenz-Vektor einen Vektor, der vom Ursprung aus aufgetragen immer zum Perihel zeigt.

Über den Betrag des Laplace-Runge-Lenz-Vektors

A=2μJ2E+μ2α2

lässt sich die Exzentrizität durch die Energie der Relativbewegung

e=1+2EJ2μα2

bestimmen. (Für gebundene Bewegungen, wie die der Planeten im Sonnensystem, ist die Energie E negativ und damit 0<e<1)

Siehe auch