Kurs:Statistik für Anwender/Weitere diskrete Zufallsvariablen

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Weitere diskrete ZV

Die nachfolgenden ZV werden hier kurz vorgestellt. Selbstverständlich können auch für die Parameter dieser Verteilungen Punkt- und Intervallschätzungen vorgenommen werden, es soll hier jedoch nicht weiter darauf eingegangen werden.

Poisson-verteilte ZV

Die Zufallsvariable X heißt Poisson-verteilt mit der durch Beobachtung zu erwartenden Ereignishäufigkeit λ , wenn ihre Wahrscheinlichkeitsfunktion gegeben ist durch
P(X=x)=λxx!eλ
für x.

Die Poissonverteilung gibt die Wahrscheinlichkeit für die Anzahl von Ereignissen an, die unabhängig voneinander in einem räumlichen Gebiet oder zeitlichen Intervall auftreten. Ist X Poisson-verteilt mit Parameter λ, so gilt
E(X)=λ
und
Var(X)=λ


Beispiel 1

Mit λ=1 (blau), λ=5 (grün) und λ=10 (rot).

image

Rekursionformel

Für die Poissonverteilung gilt die Rekursionsformel
P(X=x)=λkP(X=x1)
für x{0} und es gilt P(X=0)=eλ.

Es folgt wie zuvor für
P(Xx)=j=0xλjj!eλ
und für
P(xX)=j=xλjj!eλ.

Kumulierte Verteilung

Da bei der Poissonverteilung jedoch theoretisch gesehen unendlich viele Ereignisse in dem betrachteten Intervall auftreten können, wird die kumulierte Verteilung für P(Xx) mittels einer unendlichen Summe dargestellt: P(Xx)=j=xλjj!eλ.

Anmerkung 1

Dennoch gilt die Normierbarkeit, da die Wahrschienlichkeiten für x>λ abnehmen und sich beliebig nahe an die 0 annähern. Somit liegt zwar eine unendliche Summe vor, diese konvergiert jedoch, d.h. hat einen endlichen Wert, nämlich
P(xΩ)=x=0P(X=x)=1

Beispiel 2.1

An einer radioaktiven Probe aus Uran werden pro Sekunde im Mittel λ=4.5 Zerfälle gemessen. Die Zufallsvariable X, welche die Anzahl der Zerfälle pro Sekunde angibt, ist somit Poissonverteilt und es ergibt sich die folgende Wahrscheinlichkeitsverteilung:
P(X=x)=4.5xx!e4.5
Daraus resultieren die folgenden Wahrscheinlichkeiten für x=0,...10:
x012345678910P(X=x)0.01110.050.11250.16870.18980.17080.12810.08240.04630.02320.0104

Beispiel 2.2

P(X3)=0.8264
P(X5)=0.7029
P(3X6)=0.6574
Kommentar: x=010P(X=x)=0.9928, andere Zerfälle sind auch möglich, aber die Wahrscheinlichkeiten sind so gering, dass sie nicht weiter aufgeführt werden.

In R

InR:dpois(x,λ)ergibt:P(X=x)=λxx!eλppois(x,λ)ergibt:P(Xx)=j=0xλjj!eλ1ppois(x1,λ)ergibt:P(Xx)=j=xλjj!eλppois(,λ)ppois(x1,λ)ergibt:P(kT)=j=xλjj!eλ

Anmerkung 2

Die Poissonverteilung stellt den Grenzwert für eine binomialverteilte ZV mit unendlich vielen Versuchen dar.

Aufgabe 1

Gegeben sei eine Poissonverteilte ZV P mit λ=17. Bestimmen Sie Erwartungswert, Varianz und die folgenden Wahrscheinlichkeiten:

  1. P(P=17)
  2. P(P20)
  3. P(5P15)
  4. P(15P19)
  5. P(P8)

Geometrisch verteilte ZV

Zufallsexperimente mit geometrisch verteilten ZV können als Spezialfälle binomialverteilter ZV betrachtet werden, wobei hier zwischen zwei Varianten unterschieden wird:

  1. Durchführen eines binomialverteilten Zufallsexperiemnt, bis ein "Treffer "
    erzielt wird und die ZV X gibt die Anzahl der Versuche an.
  2. Durchführen eines binomailverteilten Zufallsexperiment, bis ein "Treffer"erzielt wird und die ZV Y gibt die Anzahl der Fehlversuche an.

Beispiel 1

Zu Fall 1 (Anzahl der Versuche) mit p=0.2 (blau), p=0.5 (grün) und p=0.8 (rot).

image

Beispiel 2

Zu Fall 2 (Anzahl der Fehlversuche) mit p=0.2 (blau), p=0.5 (grün) und p=0.8 (rot).
image

Zusammenhang zwischen den Varianten

Die beiden Varianten stehen in der Beziehung X=Y+1.


Somit ergeben sich die beiden folgenden Formeln für die Bestimmung der Wahrscheinlichkeit:

Bestimmung der Wahrscheinlichkeiten für X

Für die ZV X gilt:
P(X=n)=p(1p)n1(n=1,2,...)
P(Xn)=i=1np(1p)i1=1(1p)n
P(Xn)=i=np(1p)i1=1(1(1p)n)=(1p)n1
E(X)=1p
Var(X)=1pp2

Bestimmung der Wahrscheinlichkeiten für Y

Für die ZV Y gilt:
P(Y=n)=p(1p)n(n=0,1,2,...)
P(Yn)=i=1np(1p)i=1(1p)n+1
P(Yn)=i=np(1p)i=1(1(1p)n+1)=(1p)n
E(Y)=1pp
Var(Y)=Var(X)

Beispiel 3

Werfen einer Münze bis zum Eintreten von Kopf.
P(X3)=0.875
P(Y3)=0.9375
P(X=5)=0.0313
P(Y=5)=0.0156

In R

InR:dgeom(n,p)ergibt:P(Y=n)=p(1p)n1pgeom(n,p)ergibt:P(Yn)=pi=1n(1p)i11pgeom(n1,p)ergibt:P(Yn)=pi=n(1p)i1pgeom(,p)pgeom(n1,p)ergibt:P(nY)=pi=n(1p)i1


In R wird die zweite Varainte betrachtet, welche die Anzahl der Fehlversuche zählt, https://stat.ethz.ch/R-manual/R-devel/library/stats/html/Geometric.html

Aufgabe 2

Gegeben Sei die geometrisch verteilte ZV G mit p=0.7. Bestimmen Sie Erwartungswert, Varianz und die folgenden Wahrscheinlichkeiten (Variante 2):

  1. P(G=7)
  2. P(G14)
  3. P(2G5)
  4. P(8G17)
  5. P(G4)

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