Kurs:Lineare Algebra I/Matrix-Kalkül

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Rang und assoziierte Unterräume

a) Matrizen als Vektorraum (zur Wiederholung)

Neben den elementaren Zeilenoperationen sind die folgenden Operationen naheliegend:

Addition von Matrizen mit gleichem Typ:
+:Mat(m,n;K)×Mat(m,n;K)Mat(m,n;K),(A,B)A+B:=(aij+bij).
Skalare Multiplikation einer Matrix mit einer Konstanten:
:K×Mat(m,n;K)Mat(m,n;K),(r,A)rA:=(raij).

Mit diesen Operationen wird die Menge Mat(m,n;K) zu einen K-Vektorraum. Testfrage: Welche Dimension hat dieser Vektorraum?

Eine weitere (einstellige) Operation:

Transposition einer Matrizen:
t:Mat(m,n;K)Mat(n,m;K),A=(aij)At:=(aji).

Dabei werden die Spalten und Zeilen miteinander vertauscht.

Regeln: (A+B)t=(At+Bt) und (rA)t=r(At), d.h. t ist linear (und bjektiv), also ein Isomorphismus der Vektorräume.

b) Unterräume assoziiert zu einer Matrix

Einer Matrix AMat(m,n;K) ordnen wir drei Unterräume zu:

  • Z(A)Kn - Zeilenvektorraum, erzeugt von den Zeilenvektoren von A,
  • S(A)Km - Spaltenvektorraum, erzeugt von den Spaltenvektoren von A,
  • H(A,0)Kn - Lösungsraum des zu A zugehörigen linearen Gleichungssystems.

Bemerkung: Der Zeilenraum einer Matrix ist unter Zeilenoperationen (also beim Gauß-Algorithmus) invariant.

Aus den Sätzen 1.10 und 2.8 erhalten wir:

Satz 3.1 (3. Dimensionsformel)

dim𝒵(A)=dim𝒮(A)=ndim(A,0).

Nur für den Körper der reellen Zahlen (oder dessen Unterkörper wie ) gilt die folgende Aussage:

Lemma 3.2

Sei K=, dann ist 𝒵(A)(A,0)={0}, insbesondere sind 𝒵(A) und (A,0) komplementär.

Wir können nun eine vom Gauß-Algorithmus unabhängige Charakterisierung des Ranges geben.

Definition 3.3

Der Rang einer Matrix ist die maximale Zahl linear unabhängiger Zeilen (bzw. Spalten) einer Matrix, d.h. rg(A)=dim𝒵(A)=dim𝒮(A).

Matrixprodukt

Die Multiplikation von Matrizen kann auf die Verknüpfung linearer Abbildungen zurückgeführt werden. Idee: Seien AMat(m,n;K) und BMat(n,k;K) zwei Matrizen, dann liefert die Verknüpfung fAfB eine lineare Abbildung g:KkKm, die gerade vom Produkt der Matrizen AB induziert sein soll, d.h. die Produktmatrix C=AB wird durch die Gleichung fC=fAfB eingeführt.

Definition 3.4

Das Produkt zweier Matrizen A=(aij)Mat(m,n;K) und B=(bjl)Mat(n,k;K) ist definiert, falls Spaltenzahl von A gleich Zeilenzahl von B (also n=n) und ergibt eine Matrix vom Typ m×k= Zeilenzahl(A) × Spaltenzahl(B): AB:=(j=1naijbjl)Mat(m,k;K).

Das Produkt von Matrizen induziert Abbildungen Mat(m,n;K)×Mat(n,k;K)Mat(m,k;K).

Sofern die Produkte definiert sind gelten folgende Regeln:

a) A(BC)=(AB)C,
b) A(B+C)=AB+AC,
c) (A+B)C=AC+BC,
d) r(AB)=(rA)B=A(rB),
e) (AB)t=BtAt,
f) ImA=AIn=A, wobei AMat(m,n) und In die (n, n)-Matrix aus den n Einheitsvektoren.

Achtung: Auch für quadratische Matrizen ist das Produkt in der Regel nicht kommutativ.

Vereinfachte Schreibweisen:

a) Ein lineares Gleichungssystem mit erweiterter Koeffizientenmatrix (A,b):Ax=b, x=(x1xn)
b) Die einer Matrix A zugeordnete lineare Abbildung fA:KnKm:fA(x)=Ax.
c) Ker(fA)=(A,0)
d) Im(fA)=𝒮(A)={b|(A,b)}
e) fA1(b)=(A,b)

Üblicherweise wird der Punkt bei der Matrixmultiplikation weggelassen.

Reguläre Matrizen

Im folgenden Abschnitt werden ausschließlich quadratischen Matrizen betrachtet: Matn:=Mat(n,n). Hier ist die Multiplikation unbeschränkt ausführbar. Wir fragen nach der Existenz einer zu A inversen Matrix, d.h. nach einer Lösung der Matrixgleichung AX=In.

Satz 3.5

Die Matrixgleichung AX=In, AMatn, ist lösbar gdw. rg(A)=n. Ist die Gleichung lösbar, dann ist die Lösung eindeutig.

Die eindeutige Lösung bezeichnen wir mit A1, die Inverse von A. Quadratische Matrizen mit maximalem Rang nennen wir regulär. Die Menge aller regulären Matrizen bezeichnen wir mit Gln.

Definition 3.6

Eine Matrix AMatn heißt regulär, wenn rg(A)=n.

Rechenregeln:

Seien A,BGln, dann sind AB und At ebenfalls regulär und es gilt:
(AB)1=B1A1 und (At)1=(A1)t.

Testfragen:

Wie sieht die reduzierte Zeilen-Stufenform einer regulären Matrix aus?
Welchen Rang hat A1? (Begründung?)

Rechenverfahren: Bestimmung der Inversen

Überführe (A,In)Mat(n,2n) in die reduzierte Zeile-Stufenform. Resultat: (In,A1).

Bemerkungen: Die Menge aller regulären Matrizen bildet eine Gruppe, die lineare Gruppe. Wir führen den Gruppenbegriff erst später ein, hier bedeutet dies: Das Produkt zweier regulärer Matrizen ist wieder regulär und ebenso ihre Inverse. Bezeichnung: Gln(K):={AMat(n,n;K)|A regulaer}.

Elementarmatrizen

Die elementaren Zeilen- (bzw. Spalten-) operationen werden durch Multiplikation mit den sogenannten Elementarmatrizen induziert.

Definition 3.7

Die Anwendung einer elementaren Zeilenoperation pik, qik(λ) oder mi(λ) auf die Einheitsmatrix In ergibt eine zugehörige Elementarmatrix, die wir entsprechend der Elementaroperation mit Pik, Qik(λ) bzw. Mi(λ) bezeichnen.

Satz 3.8

Sei o eine der elementaren Zeilenoperationen pik, qik(λ), mi(λ) und O die zugehörige Elementarmatrix, dann gilt: AoA=OA.

Bemerkungen: Für eine analoge Spaltenoperation gilt: AoA=AOt, wobei Ot die Transponierte von O ist.

Lemma 3.9

a) Jede reguläre Matrix ist Produkt von Elementarmatrizen.
b) Ist AA ein Folge elementarer Zeilenoperationen, dann existiert eine Matrix CGlm mit A=CA.
c) Ist AA eine Folge elementarer Spaltenoperationen, dann existiert eine Matrix DGln mit A=AD.
d) Zu jeder Matrix AMat(m,n), rg(A)=r, gibt es Matrizen CGlm und DGln mit
CAD=(Ir000).

Koordinaten-Kalkül

Definition 3.10

Jede Basis B={b1,...,bn} eines Vektorraumes V induziert durch die Zuordnung biei einen Koordinatenisomorphismus ϕB:VKn. Hierbei heißt das n-Tupel (x)B Koordinaten von x bzgl. B und ergibt sich aus den Koeffizienten der eindeutigen Darstellung von x als Linearkombination von B: x=λ1b1+...+λnbn, (x)B=(λ1λn).

Satz 3.11

Für die Umrechnung von Koordinaten gilt: Sind B und B zwei Basen von V, so ist (x)B=T(x)B, wobei die Transformationmatrix T=TBB die Matrix zur Abbildung ϕBϕB1 ist.

Definition 3.12

Die Matrixdarstellung einer linearen Abbildung f:VW bzgl. einer Basis B von V und einer Basis C von W ist die zu ϕCfϕB1 gehörige Matrix, MCB(f)=M(ϕCfϕB1).

Die Matrixdarstellung lässt sich am einfachsten mit einem Diagramm von Abbildungen erklären.

Die Matrix M(f)=MCB(f) wird wie folgt aufgestellt: Die n=dim(V) Spalten ergeben sich aus den Koordinaten bzgl. C der Bilder der Basisvektoren (f(b1))C,...,(f(bn))C von B, abgekürzt MCB(f)=(f(B)C)Mat(m,n;K). Die Umrechnung der Darstellungen bzgl. verschiedener Basen kann man sich an entsprechenden Abbildungsdiagrammmen verdeutlichen.

Satz 3.13

Es gelten die folgenden Transformationsformeln, dabei sind B, B Basen von V, sowie C und C Basen von W und fHom(V,W) eine lineare Abbildung:
(1) (f(x))C=MCB(f)(x)B
(2) MCB(f)=TCCMCB(f)TBB
(3) MBB(idV)=TBB=(TBB)1=MBB(idV)1

Bemerkung:

Ist B eine Basis von Kn und bezeichne B ebenfalls die Matrix, deren Spalten aus den Vektoren der Basis B gebildet werden, so gilt: B=TIB, I bezeichne die kanonische Basis {e1,...,en}.