Kryptologie/Primzahl(-eigenschaften)

Aus testwiki
Version vom 8. März 2020, 11:23 Uhr von imported>Philip Holtappel (Veränderung von OER-Materialien gekennzeichnet)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen


Einleitung

Das asymmetrische RSA-Kryptosystem verwendet zur Schlüsselerzeugung Primzahlen[1]. Wir beschäftigen uns daher in dieser Lerneinheiten mit der Definition und grundlegenden Eigenschaften von Primzahlen. Besonders den Fundamentalsatz der Zahlentheorie werden für den Beweis des Satz von Eulers benötigen, welcher der wichtigste Satz für die Korrektheit des RSA-Kryptosystems ist[2].

Primzahl

Definition Primzahl

Sei p mit p>1, dann heißt p Primzahl oder prime Zahl, wenn gilt:

p besitzt nur zwei Teiler in , nämlich 1 und p[3].

Bemerkung: Natürliche Zahlen, die größer als 1 und keine Primzahlen sind, heißen zusammengesetzte Zahlen[3].

Eigenschaften

Satz Primteiler

Sei n mit n>1, dann hat n einen Primteiler, d.h. einen Teiler, der gleichzeitig eine Primzahl ist[4].

Beweis Satz Primteiler

Voraussetzung

n mit n>1

Zu zeigen

n hat einen Teiler, der gleichzeitig eine Primzahl ist

Beweis

Da n>1, besitzt n mindestens einen Teiler, der größer als 1 ist und zwar n.

Nun betrachten wir den kleinsten Teiler a von n und es gilt: a>1.

Diese Zahl muss eine Primzahl sein, da sie sonst wiederum durch eine weitere Zahl b teilbar wäre und b somit ein kleinerer Teiler von n als a wäre.

Dies steht im Widerspruch zu der Annahme, dass a der kleinste Teiler von n ist■[4]

Satz 2 Eigenschaften von Primzahlen

Seien p prim und a,b mit pab, dann gilt pa oder pb[5].

Beweis Satz 2

Lemma von Euklid
Lemma von Euklid
Seien n und a,b mit nab und ist nun n teilerfremd zu einem der Faktoren,

so teilt es den anderen[6][7].

Zunächst müssen wir zwei Fälle unterscheiden: pa und pa.

Gilt pa, dann sind wir fertig.

Wir betrachten nun den Fall pa.

Voraussetzung

p prim und a,b mit pa

Zu zeigen

pb

Beweis

Nach der Definition von Primzahlen sind 1 und p die einzigen Teiler von p und es folgt ggT(p,a)=1 nach der Voraussetzung pa.

Nun nutzen wir das Lemma von Euklid und erhalten pb[5]

Primfaktorzerlegung

Fundamentalsatz der Zahlentheorie

Sei n mit n>1, dann ist n als Produkt von Primzahlen darstellbar. Es gilt

n=p1p2pi mit i.

Die Darstellung ist, abgesehen von der Reihenfolge der Faktoren, eindeutig und wird Primfaktorzerlegung genannt[8].

Beispiel Primfaktorzerlegung

Wir bestimmen die Primfaktorzerlegung von 2835.

Es gilt offensichtlich

52835=567,

7567=81,

381=27,

327=9,

39=3,

und

33=1.

Die Primfaktorzerlegung von 2835 lautet: 333357=2835.

Beweis

Wir müssen Existenz und Eindeutigkeit der Primfaktorzerlegung beweisen.

Voraussetzung

n mit n>1

Existenz

Zu zeigen

Für jedes n ist als Produkt von Primzahlen darstellbar

Beweis

Primzahl
Primzahl
Sei p mit p>1, dann heißt p Primzahl oder prime Zahl, wenn gilt:

p besitzt nur zwei Teiler in , nämlich 1 und p.

Andernfalls heißt p zusammengesetzte Zahl[9].

Jede Primzahl ist selbst ihre Primfaktorzerlegung. Wir müssen also noch zeigen, dass für die zusammengesetzte Zahlen eine Primfaktorzerlegung existiert.

Angenommen es gibt solche Zahlen in , für die keine Primfaktorzerlegung existiert. Dann gibt es unter diesen eine kleinste Zahl, welche wir m nennen.

Da m>1 keine Primzahl ist, hat m nach der Definition der Primzahl die Teiler a,b mit ab=m, wobei 1<a,b<m. Da m die kleinste Zahl ist, für die keine Primfaktorzerlegung existiert, existiert für a (bzw. b) eine Primfaktorzerlegung. Das Produkt der Primfaktorzerlegungen von a und b ist somit die Primfaktorzerlegung von m. Dies steht im Widerspruch zu unserer Annahme, dass für m keine Primfaktorzerlegung existiert.

Eindeutigkeit

Zu zeigen

Die Primfaktorzerlegung von n ist für jedes n, abgesehen von der Reihenfolge der Faktoren, eindeutig

Beweis

Analog zur Existenz, müssen wir die Eindeutigkeit für alle zusammengesetzten Zahlen zeigen, da diese sich aus der Definition von Primzahlen ergibt.

Primzahl und Lemma von Euklid
Primzahl
Sei p mit p>1, dann heißt p Primzahl oder prime Zahl, wenn gilt:

p besitzt nur zwei Teiler in , nämlich 1 und p.

Andernfalls heißt p zusammengesetzte Zahl[9].

Lemma von Euklid
Seien n und a,b mit nab und ist nun n teilerfremd zu einem der Faktoren,

so teilt es den anderen[6][7].

Wir nehmen also an, dass es zusammengesetzte Zahlen gibt, die mindestens zwei Primfaktorzerlegungen besitzen, die (abgesehen von der Reihenfolge) nicht identisch sind.

Unter diesen gibt es erneut eine kleinste Zahl, welche wir n nennen.

Es gibt also zwei unterschiedliche Primfaktorzerlegungen von n:

n=p1...pi und n=q1...qj mit i,j.

Da nun aber ein beliebiger Faktor p1die Zahl n teilt, teilt dieser wegen n=q1...qj und dem Lemma von Euklid einen Faktor qt mit t{1,2,,j}.

Da qt jedoch eine Primzahl ist, muss gelten: p1=qt.

Wir betrachten nun die natürliche Zahl np1=p2...pi=nqt=q1...qt1qt+1...qj, welche kleiner ist als n.

Diese hat eine eindeutige Primfaktorzerlegung.

Da jedoch p1=qt gilt, muss n=p1...pi=q1...qj ebenfalls eindeutig sein.

Dies ist ein Widerspruch zu unserer Annahme, dass n (abgesehen von der Reihenfolge) verschiedene Primfaktorzerlegungen besitzt■[8]

Lernaufgabe

Aufgabe 1

Bestimmen Sie die Primfaktorzerlegung der Zahlen 4600 und 63525.

Lösung
4600=2225523

63525=35571111

Aufgabe 2

Vervollständigen Sie den Beweis des Satzes von Euklid.

Satz von Euklid

Zu verwendende Definitionen, Sätze und Lemmata
Primzahl
Sei p mit p>1, dann heißt p Primzahl oder prime Zahl, wenn gilt:

p besitzt nur zwei Teiler in , nämlich 1 und p.

Andernfalls heißt p zusammengesetzte Zahl[9].

Satz Primteiler
Sei n mit n>1, dann hat n einen Primteiler, d.h. einen Teiler, der

gleichzeitig eine Primzahl ist[4].

Größte gemeinsame Teiler
Seien a,b, wobei mindestens eine der beiden Zahlen ungleich Null.

Wir bezeichnen d:=ggT(a,b) mit d als den größten gemeinsamen

Teiler der Zahlen a und b, falls gilt:

(1): da und db

und

(2): Für alle c mit ca und cbcd[10].

Lemma der Teilbarkeit: (3)
Seien a,b,c,d,m, dann gilt: ab und aca(bs+ct) für

beliebige s,t[11].

Teilerfremdheit
Zwei ganze Zahlen a und b, wobei mindestens einer der beiden Zahlen

ungleich Null ist, heißen teilerfremd, wenn ggT(a,b)=1[12].

Es gibt unendlich viele Primzahlen[13].

Beweis Satz von Euklid

Zu zeigen

Es gibt unendlich viele Primzahlen

Beweis

Wir betrachten folgende Zahlenfolge:

n1=2

n2=n1+1

n3=n1n2+1

,

ns=n1n2ns1+1 mit s

Jede Zahl ns ist größer 1.

Nun können wir _____________________ anwenden, also ist jede Zahl ns durch eine Primzahl p teilbar.

Wir zeigen nun, dass ______________________, also keine zwei Zahlen einen gemeinsamen Primfaktor besitzen.

Wenn dem so wäre, dann wäre nämlich d=ggT(ns,nt)=__ mit s<t.

Angenommen d=ggT(ns,nt)=__, dann gilt dns und somit dn1n2nt1.

Da dnt nach ___________________, können wir aus ________________ folgern: dntn1n2nt1.

Nach Definition von nt erhalten wir d__.

Also gilt d=ggT(ns,nt)=__.

Somit sind die Zahlen der Zahlenfolge paarweise __________ und haben keine gemeinsamen Primteiler.

Da aber nach ____________ jede Zahl der Zahlenfolge ________________, muss es unendlich viele Primzahlen geben. ■[14]

Lösung
Wir betrachten folgende Zahlenfolge:

n1=2

n2=n1+1

n3=n1n2+1

,

ns=n1n2ns1+1 mit s

Jede Zahl ns ist größer 1.

Nun können wir den Satz zu Primteilern anwenden, also ist jede Zahl ns durch eine Primzahl p teilbar.

Wir zeigen nun, dass die Zahlen der Zahlenfolge paarweise teilerfremd sind, also keine zwei Zahlen einen gemeinsamen Primfaktor besitzen.

Wenn dem so wäre, dann wäre nämlich d=ggT(ns,nt)=1 mit s<t.

Angenommen d=ggT(ns,nt)=1. Dann gilt dns und somit dn1n2nt1.

Da dnt nach Definition des größten gemeinsamen Teilers, können wir aus (3) des Lemmas zur Teilbarkeit folgern: dntn1n2nt1.

Nach Definition von nt erhalten wir d1.

Also gilt d=ggT(ns,nt)=1.

Somit sind die Zahlen der Zahlenfolge paarweise teilerfremd und haben keine gemeinsamen Primteiler.

Da aber nach dem Satz zu Primteilern jede Zahl der Zahlenfolge mindestens einen Primteiler besitzt, muss es unendlich viele Primzahlen geben. ■[14]

Lernempfehlung

Kursübersicht
Übergeordnete Lerneinheit
7.1: Schlüsselerzeugung des RSA-Verschlüsselungsverfahrens
Vorherige Lerneinheit Aktuelle Lerneinheit Empfohlene Lerneinheit
7.1: Schlüsselerzeugung des RSA-Verschlüsselungsverfahrens 7.1.1: Primzahl(-eigenschaften) 7.1.2: Probedivision (Primzahltest 1)

Literatur

  1. Rivest, R. L., Shamir, A., & Adleman, L. (1978). A method for obtaining digital signatures and public-key cryptosystems. Communications of the ACM, 21(2) (S. 120–126). S. 122f.
  2. Rivest, R. L., Shamir, A., & Adleman, L. (1978). A method for obtaining digital signatures and public-key cryptosystems. Communications of the ACM, 21(2) (S. 120–126). S. 123.
  3. 3,0 3,1 Burton, D. M., & Dalkowski, H. (2005). Handbuch der elementaren Zahlentheorie mit über 1000 Übungsaufgaben und ihren Lösungen. Lemgo: Heldermann Verlag. S. 47.
  4. 4,0 4,1 4,2 Buchmann, J. (2016). Einführung in die Kryptographie (6. Aufl.). Berlin, Heidelberg: Springer. S. 10.
  5. 5,0 5,1 Burton, D. M., & Dalkowski, H. (2005). Handbuch der elementaren Zahlentheorie mit über 1000 Übungsaufgaben und ihren Lösungen. Lemgo: Heldermann Verlag. S. 48.
  6. 6,0 6,1 Seite „Lemma von Euklid“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 25. Juli 2018, 11:20 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Lemma_von_Euklid&oldid=179437094 (Abgerufen: 7. Januar 2020, 11:06 UTC; Formulierung verändert)
  7. 7,0 7,1 Burton, D. M., & Dalkowski, H. (2005). Handbuch der elementaren Zahlentheorie mit über 1000 Übungsaufgaben und ihren Lösungen. Lemgo: Heldermann Verlag. S. 27.
  8. 8,0 8,1 Ziegenbalg, J. (2015). Elementare Zahlentheorie: Beispiele, Geschichte, Algorithmen (2., überarb. Aufl). Springer Spektrum. S. 66.
  9. 9,0 9,1 9,2 Burton, D. M., & Dalkowski, H. (2005). Handbuch der elementaren Zahlentheorie mit über 1000 Übungsaufgaben und ihren Lösungen. Lemgo: Heldermann Verlag. S. 47.
  10. Burton, D. M., & Dalkowski, H. (2005). Handbuch der elementaren Zahlentheorie mit über 1000 Übungsaufgaben und ihren Lösungen. Lemgo: Heldermann Verlag. S. 24.
  11. Burton, D. M., & Dalkowski, H. (2005). Handbuch der elementaren Zahlentheorie mit über 1000 Übungsaufgaben und ihren Lösungen. Lemgo: Heldermann Verlag. S. 23.
  12. Burton, D. M., & Dalkowski, H. (2005). Handbuch der elementaren Zahlentheorie mit über 1000 Übungsaufgaben und ihren Lösungen. Heldermann Verlag. S. 26.
  13. Euklid. Die Elemente, Buch IX, Proposition 20.
  14. 14,0 14,1 Burton, D. M., & Dalkowski, H. (2005). Handbuch der elementaren Zahlentheorie mit über 1000 Übungsaufgaben und ihren Lösungen. Heldermann Verlag. S. 56f.