Kurs:Nichtlineare Partielle Differentialgleichungen/Nichtlineare elliptische Systeme/Gradientenabschätzungen für nicht lineare elliptische Systeme

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Hilfssatz 1 (Innere Energieabschätzung)

Sei aM<1 erfüllt und ϑ(0,1) gewählt. Weiter erfülle die Kreisscheibe BR(w0):={w:|ww0|<R} mit w0Ω und R>0 die Inklusion BR(w0)Ω. Dann gilt für alle Lösungen die Ungleichung
(1) BϑR(w0)|𝔵(u,v)|2dudv1logϑ{2πM1aMsupwBR(w0)|𝔵(w)𝔵(w0)|+πbMR22(1aM)}.

Beweis

Für beliebige Funktionen ϕC2(Ω)C2(Ω) haben wir aus Kapitel V, §2 die Identität

(2) ϕ(w0)=12πRBR(w0)ϕ(w)dσ(w)12πBR(w0)(logR|ww0|)Δϕ(w)dudv.

Für ϕ(w):=|ww0|2=(uu0)2+(vv0)2,w2 erhalten wir

0=R212πBR(w0)(logR|ww0|)4dudv

bzw.

(3) BR(w0)logR|ww0|dudv=πR22.

Setzen wir nun ϕ=f(u,v)=|𝔵(u,v)|2 in (2) ein, so berechnen wir

1aMπBR(w0)(logR|ww0|)|𝔵(u,v)|2dudvbMR22
12πBR(w0)(logR|ww0|)Δf(u,v)dudv=12πRBR(w0)(f(w)f(w0))dσ(w)
12πRBR(w0)|𝔵(w)𝔵(w0)||𝔵(w)+𝔵(w0)|dσ(w)2MsupwBR(w0)|𝔵(w)𝔵(w0)|.

Somit folgt

(4) BR(w0)(logR|ww0|)|𝔵(u,v)|2dudv2πM1aMsupwBR(w0)|𝔵(w)𝔵(w0)|+πbMR22(1aM).

Diese Ungleichung impliziert (1).

q.e.d.

Hilfssatz 2 (Rand-Energieabschätzung)

Es gelte aM<1 und ϑ(0,1) sei gewählt. Die Kreisscheibe BR(w0) mit w0 und R>0 erfülle
(5) BR(w0)Ω={wBR(w0):Imw>0}=:HR(w0).
Wir setzen HR(w0)=CR(w0)IR(w0) mit
CR(w0):={wBR(w0):Imw0},IR(w0):=[w0R,w0+R].
Dann gilt für alle Lösungen 𝔵C1(Ω), die der Randbedingung
𝔵(u,0)=0 für alle uIR(w0)
genügen, die Abschätzung
(6) HϑR(w0)|𝔵(u,v)|2dudv1logϑ{πM1aMsupwCR(w0)|𝔵(w)𝔵(w0)|+πbMR24(1aM)}.

Beweis

1. Durch Spiegelung setzen wir 𝔵 fort zu

(7) 𝔵^(u,v):={𝔵(u,v),w=u+ivHR(w0)𝔵(u,v),wBR(w0)HR(w0).

Die Funktion 𝔵^(u,v) ist stetig in BR(w0) und genügt in BR(w0)IR(w0) der Differentialungleichung (kurz DUGL)

(8) |Δ𝔵(u,v)|a|𝔵(u,v)|2+b für alle (u,v)Ω.

Allerdings kann 𝔵v(u,v) auf IR(w0) eine Sprungstelle haben. Wir betrachten die Funktion

(9) ϕ(u,v):=|𝔵^(u,v)|2,(u,v)BR(w0),

welche in BR(w0)IR(w0) die DUGL

(10) Δf(u,v)2(1aM)|𝔵(u,v)|22bM

erfüllt. Weiter ermitteln wir

(11) ϕC1(BR(w0)) und ϕ(u,0)=0=ϕv(u,0) in IR(w0).

Wir zeigen nun, dass Formel (2) auch für ϕ=|𝔵^|2 gilt. Fahren wir dann wie im Beweis von Hilfssatz 1 fort, so erhalten wir (1) für die gespiegelte Funktion 𝔵^(w). Die Abschätzung (6) folgt dann aus Symmetriegründen.

2. Für hinreichend kleine 0<ε<ε0 erklären wir die Mengen

Bε±:={w:0<ε<|ww0|<R,±Imw>0}

und setzen r:=|ww0|[0,R]. Im Punkt w0 verwenden wir die Greensche Funktion

(12) ψ(w)=ψ(u,v)=12πlogR|ww0|=12π(logRlogr),wBR(w0){w0}.

Mit der Greenschen Formel berechnen wir für 0<ε<ε0

(13) 12πBε±(logR|ww0|)Δϕ(u,v)dudv=Bε±(ψΔϕϕΔψ)dudv=Bε±(ψϕνϕψν)dσ.

Mit den Randbedingungen (11), (12) für ϕ und ψ folgt aus (13) durch Addition

12πBε+Bε(logR|ww0|)Δϕ(u,v)dudv=12πRBR(w0)ϕ(w)dσ(w)
12πε|ww0|=εϕ(w)dσ(w)+12π|ww0|=ε(logRε)ϕ(w)νdσ(w)

für 0<ε<ε0. Wegen ϕC1(BR(w0)) liefert der Grenzübergang ε0+

ϕ(w0)=12πRBR(w0)ϕ(w)dσ(w)12πBR(w0)(logR|ww0|)Δϕ(u,v)dudv.

Wie in Teil 1 des Beweises beschrieben folgt nun die Behauptung.

q.e.d.

Satz 1 (Gradientenabschätzung von Heinz)

Im beschränkten Gebiet Ω2 sei eine Lösung 𝔵=𝔵(u,v) mit aM<1 gegeben. Wir erklären
δ(w):=dist{w,Ω}=infζΩ|ζw|,wΩ und d:=supwΩδ(w).
Dann gibt es eine Konstante C=C(a,M,bd2), so dass die Ungleichung
(14) δ(w)|𝔵(w)|C(a,M,bd2) für alle wΩ
erfüllt ist.

Beweis

1. Wir nehmen zunächst 𝔵=𝔵(u,v)C1(Ω,n) an und betrachten die stetige Funktion

(15) ϕ(w):=δ(w)|𝔶(w)|,wΩ

mit 𝔶(w)=𝔵w(w),wΩ. Diese nimmt wegen ϕ|Ω=0 ihr Maximum in einem inneren Punkt w0Ω an. Setzen wir R:=δ(w)>0, so erhalten wir BR(w0)Ω. Für beliebiges ϑ(0,1) finden wir ein λ=λ(ϑ)[14,12], so dass

(16) R|12πiBλϑR(w0)𝔶(w)ww0dw|c1(a,M,bd2)ϑlogϑ+bd28+a2ϑR2supwBϑR(w0)|𝔶(w)|2

mit der Konstante

c1(a,M,bd2):=8M2+18bMd2log41aM

richtig ist. Kapitel IV, §5 entnehmen wir auf der Kreisscheibe B:=BλϑR(w0) vom Radius ϱ:=λϑR(0,R) die Integraldarstellung

(17) 𝔶(w0)=12πiB𝔶(w)ww0dw1πB𝔶w(w)ww0dudv.

Das erste Integral in (17) haben wir in (16) abgeschätzt. Führen wir Polarkoordinaten ein und beachten

(18) |𝔶w(w)|a|𝔶(w)|2+14b für alle wΩ,

so erhalten wir für das zweite Integral in (17)

(19) 1π|B𝔶w(w)ww0dudv|aϑR2supwBϑR(w0)|𝔶(w)|2+14bd2.

2. Aus (15)-(17) und (19) folgt für alle ϑ(0,1) die Abschätzung

(20) ϕ(w0)c1(a,M,bd2)ϑlogϑ+38bd2+3a2ϑ(1ϑ)2ϕ(w0)2.

3. Für ϑ(0,1) erklären wir nun

α(ϑ):=3a2ϑ(1ϑ)2>0 mit limϑ0+α(ϑ)=0

und

β(ϑ):=c1(a,M,bd2)ϑlogϑ+38bd2>0 mit limϑ0+β(ϑ)=+.

Wir ermitteln

α(ϑ)β(ϑ)=3ac1(a,M,bd2)2(1ϑ)2logϑ+9abd216(1ϑ)20,ϑ0+.

Für t:=ϕ(w0) erhalten wir die Ungleichung

(21) α(ϑ)t2t+β(ϑ)0 für alle ϑ(0,1).

Äquivalent hierzu ist

(22) (t12α(ϑ))214α(ϑ)β(ϑ)4α(ϑ)2 für alle ϑ(0,1).

Es existiert nun ein ϑ0=ϑ0(a,M,bd2)(0,1) mit

(23) 0<4α(ϑ)β(ϑ)34 für alle ϑ(0,ϑ0],

woraus

(24) 14α(ϑ)β(ϑ)12 für alle ϑ(0,ϑ0]

folgt. Setzen wir

χ±(ϑ):=1±14α(ϑ)β(ϑ)2α(ϑ),ϑ(0,ϑ0],

so liefert (22) für jedes ϑ(0,ϑ0] die Alternative

(25) tχ(ϑ) oder tχ+(ϑ).

Da die Funktionen χ(ϑ)<χ+(ϑ),ϑ(0,ϑ0] stetig von ϑ auf (0,ϑ0] abhängen und limϑ0+χ+(ϑ)=+ erfüllt ist, folgt

tχ(ϑ) für alle ϑ(0,ϑ0].

Wir erhalten

(26) tχ(ϑ0)=χ(ϑ0(a,M,bd2))=:12C(a,M,bd2)

und somit

supwΩδ(w)|𝔵(w)|=2supwΩδ(w)|𝔶(w)|=2supwΩϕ(w)=2ϕ(w0)=2tC(a,M,bd2).

Dies ist die gesuchte Abschätzung (14) im Falle 𝔵C1(Ω,n).

4. Es sei nun 𝔵C2(Ω)C0(Ω). Dann wenden wir die Abschätzung (14) zunächst auf die Menge

Ωε:={wΩ:dist{w,Ω}>ε} für 0<ε<ε0

an und erhalten

(27) (δ(w)ε)|𝔵(w)|C(a,M,bd2) für alle wΩε

mit 0<ε<ε0. Für ε0+ folgt dann

δ(w)|𝔵(w)|C(a,M,bd2) für alle wΩ.

q.e.d.

Satz 2 (Innere C1+α-Abschätzung

Sei eine Lösung 𝔵=𝔵(u,v) mit aM<1 im beschränkten Gebiet Ω2 gegeben. Für beliebiges ε>0 betrachten wir die kompakte Menge
Kε:={wΩ:dist{w,Ω}ε}
und α(0,1) sei beliebig gewählt. Dann gibt es eine Konstante C=C(a,M,b,d,ε,α)(0,+), so dass gilt
(28) 𝔵C1+α(Kε):=supwKε|𝔵(w)|+supwKε|𝔵(w)|+supw1,w2Kεw1w2|𝔵(w1)𝔵(w2)||w1w2|αC.

Beweis

Zunächst haben wir die Abschätzung

supwKε|𝔵(w)|M

und Satz 1 liefert die Gradientenabschätzung

(29) |𝔵(w)|2C(a,M,bd2)ε für alle wKε2.

Nach Kapitel IV, §5 haben wir für alle w0Kε die Darstellung

(30) 𝔵w(w*)=12πiBε2(w0)𝔵w(w)ww*dw1πBε2(w0)𝔵ww(w)ww*dudv,w*Bε2(w0).

Wegen (29) genügt das erste Parameterintegral einer Lipschitzbedingung in Bε4(w0) mit einer von a,M,bd2,ε abhängigen Lipschitzkonstante. Weiter ist wegen (29)

supwKε2|𝔵ww(w)|C1(a,M,b,d,ε)<+

richtig. Nach der Hadamardschen Abschätzung (vgl. Kapitel IV, §4, Satz 7) erfüllt dann das zweite Parameterintegral in Bε4(w0) eine Hölderbedingung abhängig von a,M,b,d,ε,α. Wir erhalten somit aus (30) die Ungleichung

(31) |𝔵w(w1)𝔵w(w2)|C2(a,M,b,d,ε,α)|w1w2|α für alle w1,w2K34εΩ.

Insgesamt folgt die Abschätzung (28).

q.e.d.