Kurs:Topologische Invertierbarkeitskriterien/Stetigkeitssequenzen

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Einführung

Betrachtet man das Topologisierungslemma für Algebren, so kann man der Stetigkeit der Verknüpfungen in der topologischen Algebra jeweils Ungleichungen zuordnen, die äquivalent zu dieser Stetigkeit sind. Z.B. sind bei der Addition im Gegensatz zur Dreieckungleichung einer Norm oder Halbnorm zwei verschiedene Gaugefunktionale beteiligt.

Addition

Bei diesen Ungleichungen gibt es zu jedem Gaugefunktional α ein β mit

x+yαxβ+xβ für alle x,yA

Zu diesem β kann man wieder γ finden, für das dann wiederum die folgende Ungleichung gilt:

x+yβxγ+xγ für alle x,yA

Über diesen Mechanismus entstehen später Stetigkeitssequenzen von Gaugefunktionalen.

Multiplikation

Analog kann man Stetigkeitssequenzen bzgl. der Multiplikation erzeugen, d.h. es gibt zu jedem Gaugefunktional α ein β mit

xyαxβxβ für alle x,yA

Zu diesem β kann man wieder γ finden, für das dann wiederum die folgende Ungleichung gilt:

xyβxγxγ für alle x,yA

Über diesen Mechanismus entstehen später Stetigkeitssequenzen von Gaugefunktionalen.

Addition und Multiplikation

In diesem Abschnitt wird die Existenz dieser Stetigkeitssequenzen nachgewiesen, die für die Topologisierung der Polynomalgebra von Bedeutung sind.

Unitale Algebren und Gaugefunktionale

In einem System von Gaugefunktionalen ist es für die Argumentation in multiplikativen Zusammenhängen hilfreich, wenn man für die Gaugefunktional α voraussetzen könnte, dass man für das Einselement der Multiplikation eA voraussetzen kann, dass eα>0 gilt für alle gilt. Ein Lemma zeigt, dass dies ohne Einschränkung möglich ist.

Definition:

Sei (A,I)𝒯, dann gilt mit α,βI:

αβ:xA:xαxβ

Analog definiert man den Fall ,<,> und =.


Partielle Ordnung auf der Menge der p-Gaugefunktionale

Sei (A,𝒯) eine topologische Algebra mit einem System 𝒜 von p-Gaugefunktionalen. Auf der Indexmenge 𝒜 wird nun die folgende partielle Ordnung definiert:

αβ:αβ:xA:xαxβ

Unital positive Gaugefunktionale

In topologischen Vektorräumen (und damit auch topologischen Algebren) gibt es eine Nullumgebungsbasis {Uα:α𝒜} aus kreisförmigen Mengen Uα. Die Kreisförmigkeiten liefert die absolute Homogenität der Gaugefunktionale. Um für die Gaugefunktional α ohne Einschränkung voraussetzen zu können, dass eα>0 für das Einselement der Multiplikation eA gilt, müssen wir den Schnitt von kreisförmigen Nullumgebungen betrachten.

Definition: Unital positives Gaugefunktionalsystem

Sei (A,𝒯) eine topologische Algebra mit einem System 𝒜 von p-Gaugefunktionalen. 𝒜 heißt "unital positiv", wenn für das Einselement eAA der Multiplikation die folgende Eigenschaft gilt:

α𝒜:eAα>0

Lemma zu unitalen positiven Gaugefunktionalsystemen

Sei (A,𝒯) eine Hausdorff'sche topologische Algebra, dann gibt es ein unital positves Gaugefunktionalsystem 𝒜, das die Topologie 𝒯 erzeugt.

Beweis

Wenn eine topologische Algebra (A,𝒯) ist Hausdorff'sche und für die beiden Elemente 0A,eAA mit 0A=e zwei Umgebungen U0𝔘𝒯(0A) und U1𝔘𝒯(eA) existieren mit U0U1=.

Schnitt von kreisförmigen Mengen

Da 𝒯 eine Hausdorff-Topologie auf A ist, gibt es zu U0𝔘𝒯(0A) ist, kann man aus der Nullmgebungsbasis {Uα:α𝒜} aus kreisförmigen Mengen ein Uβ𝔘𝒯(0A) finden, für das UβU0 gilt. Für Uβ ebenfalls UβU1=. Ferner ist der Schnitt von zwei kreisförmigen Mengen Uα,Uβ𝔘𝒯(0A) wieder kreisförmig (siehe Lemma über Schnitt von kreisförmigen Mengen).

Nullumgebungsbasis aus kreisförmigen Mengen

Insgesamt definiert man nun eine neue Nullumgebungsbasis {U^α:α𝒜} über U^α:=UαUβ𝔘𝒯(0A) aus kreisförmigen Nullumgebungen, die die Topologie erzeugt, denn für alle α𝒜 gilt:

  • U^αUα und damit wäre die von {U^α:α𝒜} erzeugte Topologie feiner als die von {Uα:α𝒜} und
  • umgekehrt ist U^α:=UαUβ𝔘𝒯(0A) eine Nullumgebung und dann gibt es für alle α𝒜 ein γ𝒜 mit UγU^α, weil {Uγ:γ𝒜} eine Nullumgebungsbasis von 𝒯 ist.

Unital Positivität

Wir betrachten nun die Minkowski-Funktionale α:=PU^α. Da die U^α:=UαUβ𝔘𝒯(0A) kreisförmig sind, sind die Minkowski-Funktionale absolut homogen und damit Gaugefunktionale. Ferner gilt für alle α𝒜 die Bedingung eU^α damit gilt sogar eAα:=PU^α(eA)1>0. Damit folgt die Behauptung

Definition: Stetigkeitssequenz der Addition

Sei (A,𝒜)𝒦 ist eine topologische Algebra der Klasse 𝒦. Eine Folge (n)n0(𝒜)0 von Gaugefunktionalen mit

  • nn+1 für alle n0
  • x+ynSn(xn+1+yn+1) für alle x,yA, n0 und Sn>0 heißt Stetigkeitssequenz der Addition oder kurz S𝒦-Sequenz und Sn sind die Stetigkeitskonstanten der Addition. Die S𝒦-Sequenz nennt man "normalisiert", falls Sn=1 für alle n0 gilt.

Bemerkung: Stetigkeitskonstanten der Addition

Die Stetigkeitskonstanten Sn der Addition entstehen z.B. dann, wenn die Gaugefunktionale Quasihalbnormen sind (siehe auch Korrespondenzsatz p-Halbnormen).

Definition: Stetigkeitssequenz der Multiplikation

Sei (A,𝒜)𝒦 ist eine topologische Algebra der Klasse 𝒦. Eine Folge (n)n0(𝒜)0 von Gaugefunktionalen mit

  • nn+1 für alle n0
  • xynSnxn+1yn+1 für alle x,yA, n0 und Sn>0 heißt Stetigkeitssequenz der Multiplikation oder kurz S𝒦-Sequenz der Multiplikation und Sn sind die Stetigkeitskonstanten der Multiplikation. Die M𝒦-Sequenz nennt man "normalisiert", falls Sn=1 für alle n0 gilt.

Bemerkung: Stetigkeitssequenzen und Polynomalgebren

Durch ein induktive Definition über das Topologisierungslemma von Algebren, kann man zu einem gegebenen α𝒜 das erste 𝒦-Funktional 0:=α definiert, so n (n)n0 heißt M𝒦-Sequenz zu α. Insgesamt wird man die topologischen Eigenschaften der Stetigkeit dann direkt über die Erhöhung des Index ausdrücken können und die M𝒦-Sequenzen kann man dann auf die Koeffizienten der Potenzreihenalgebra A[t] als topologischen Abschluss einer Polynomalgebra mit Koeffizienten in A anwenden.

Bemerkung: Stetigkeit und Stetigkeitsequenzen

M𝒦-Sequenzen können wegen der Stetigkeit der Multiplikation zu jedem α𝒜 und für jede topologische Algebra konstruiert werden. Kann man umgekehrt zu jedem α mit α𝒜 eine M𝒦-Sequenz konstruieren, dann ist die Multiplikation auf der Algebra A stetig.

Bemerkung: Normalisierte Stetigkeitssequenzen

Im Allgemeinen wird man nur normalisierte M𝒦-Sequenzen betrachten, denn jede beliebige zu α gewählte M𝒦-Sequenz kann durch eine normalisierte M𝒦-Sequenz ersetzen werden. Ist nämlich α𝒜 und λ1, so ist auch λα ein stetiges 𝒦-Funktional und damit ein Element von 𝒜. Die Stetigkeitskonstanten Sn werden erst später bei der Regularitätsdingung von Bedeutung sein.

Definition: Stetigkeitssequenz

Sei (A,𝒜)𝒦 ist eine topologische Algebra der Klasse 𝒦. Eine Folge (n)n0(𝒜)0 von Gaugefunktionalen mit

  • nn+1 für alle n0
  • xynSnxn+1yn+1 für alle x,yA,
  • x+ynSn(xn+1+yn+1) für alle x,yA,

n0 und Sn>0 heißt Stetigkeitssequenz kurz 𝒦-Sequenz und Sn sind die Stetigkeitskonstanten der Addition und Multiplikation. Die 𝒦-Sequenz nennt man "normalisiert", falls Sn=1 für alle n0 gilt.

Existenzsatz über Stetigkeitssequenzen

In einer topologischen Algebra (A,𝒜)𝒦 existiert zu jedem α𝒜 eine Stetigkeitsequenz

(n(α))n0(𝒜)0 mit 0(α):=α.

Beweis - Übungsaufgabe

Nutzen Sie das Topologisierungslemma für topologische Algebren um die Aussage als Übungsaufgabe zu zeigen. Ergänzen Sie dazu die fehlenden Schritte in dem folgenden Beweisrumpf:

Beweis

In der topologischen Algebra (A,𝒜)𝒦 sei α𝒜 beliebig gewählt. Die Stetigkeitsequenz wird induktiv definiert und setzen für n=0:

0(α):=α.

p-Homogenität - pseudokonve Algebren

Für pseudokonvexe Algebren (A,𝒜)𝒫𝒞 sei 𝒜 ein System von Quasihalbnormen. Falls A mit einem System von p-homogenen Gaugefunktionalsystem topologisiert wurde, ersetzen wir ohne Einschränkung das System der p-Halbnormen durch ein äquivalentes System von Quasihalbnormen, das die gleiche Topologie erzeugt (siehe Korrespondenzsatz p-Halbnormen und Quasihalbnormen).

Stetigkeit der Addition

(n(α))n0(𝒜)0 mit 0(α):=α.

Konstruktion von Gaugefunktionalfolgen

Sei (A,𝒜)𝒦e. Wir definieren nun zu jedem α𝒜 eine Folge von Gaugefunktionalen (n(α))n0. Das Gaugefunktionalsystem sei ohne Einschränkung unital positiv. Die folgenden Berechnungen betrachten einige Abschlätzung bzgl. einer Folge von Gaugefunktionalen. Diese führen in den grundlegenden Umgang mit solchen Sequenzen von Gaugefunktionalen und Standardwerkzeugen zur Abschätzung ein.

Festlegung des ersten Gaugefunktionals

Da das Gaugefunktionalsystem nach Voraussetzung unital positiv ist, gilt eAα>0 für alle α𝒜. Für eine normalisierte M𝒦-Sequenz zu α𝒜 definieren wir als ersten Gaugefunktional 0(α):=1eAαα. Damit gilt:

eA0(α):=1eAαeAα=1.

Stetigkeit der Multiplkation

Sei nun xn(α) bereits induktiv definiert. Dann gibt es mit der Stetigkeit der Multiplikation in der topologischen Algebra (A,𝒜) ein β𝒜, für das gilt:

xyA:xyn(α)xβyβ

Ferner sei ohne Einschränkung n(α)β. Falls das nicht der Fall wäre ersetzt man Uβ durch ein Minkowski-Funktional der kreisförmigen Nullumgebung Un(α)Uβ mit Uβ:=B1β(0A) und Un(α):={xA:xn(α)<1}.

Supremumsgaugefunktional

Sei nun xn(α) bereits induktiv definiert. Wir betrachten nun die Teilmenge eTnA mit Tn:={sA:sβ>0}. Über diese Mengen definieren man Supremumsgaugefunktionale der Form

xn+1(α):=eAβsupsTnssβxn(α) für alle xA

Anwendung auf das Einselement 1

Unter Anwendung der absoluten Homogenität von n(α) erhält man:

eAn+1(α)=eAβsupsTnssβeAn(α)=eAβsupsTnssβn(α)=eAβsupsTn1sβsn(α)1eAβ

Ferner wurde sn(α)sβ für die ""-Abschätzung verwendet.

Anwendung auf das Einselement 2

Unter Anwendung der absoluten Homogenität von n(α) erhält man:

eAn+1(α)=eAβsupsTnssβeAn(α)eAβeAeAβeAn(α)=eAβeAeAβn(α)=eAβeAn(α)eAβ=eAn(α)

Abschätzung Gaugefunktionale 1

Unter Anwendung der absoluten Homogenität von n(α) erhält man analog für beliebige xA:

xn+1(α)=eAβsupsTnssβxn(α)eAβeAeAβxn(α) weil eATn=eAβxeAβn(α)=xn(α)

Abschätzung Gaugefunktionale 2

Unter Anwendung der absoluten Homogenität von n(α) erhält man analog für beliebige xA:

xn+1(α)=eAβsupsTnssβxn(α)eAβsupsTnssββxβ=eAβxβ

Abschätzung bzgl. Multiplikation

Für yTn erhält man:

xyn(α)yβxyyβn(α)yβsupsTnssβx=yβ1eAβeAβsupsTnssβx=yβ1eAβxn+1(α)

Abschätzung Einselement

Wegen eAn(α)eAβeAβ=eAβ2 gilt damit auch eAβeAn(α)>0.

Definition:

Zwei Systeme I und I~ auf einem topologischen Vektorraum V heißen äquivalent (Bezeichnung: II~), falls gilt:

αIα~I~,Cα>0:αCαα~ undα~I~αI,Cα~>0:α~Cα~α


Bemerkung

Äquivalente Systeme erzeugen die gleiche Topologie. Wenn man ein gerichtetes System und ein festes α𝒜 gegeben hat und als weitere Indexmenge 𝒜~:={β𝒜:βα} definiert, dann sind 𝒜 und 𝒜~ äquivalente Systeme.


Definition:

Sei (A,𝒜)𝒯 eine topologische Algebra und (n(α))n0, (n(β))n0 zwei Folgen von Gaugefunktionalen in 𝒜.Dann definiert man:

(n(α))n0(n(β))n0:n0:n(α)n(β)


Lemma:

Sei (A,𝒜)𝒯 eine topologische Algebra und

~:𝒜×0𝒜 mit (α,n)(α,n)~

sei eine Abbildung, dann gibt es für alle α𝒜 eine normalisierte M𝒦-Sequenz ((α,n))n0 mit

((α,n)~)n0((α,n+1))n0.

Beweis

Sei (α,0):=α und (α,n) sei bereits induktiv definiert, dann erhält man (α,n+1) wie folgt:

Wegen der Stetigkeit der Multiplikation gibt es ein β𝒜 mit

x,yA:xy(α,n)xβyβ.

Da 𝒜 gerichtet ist, gibt es ein Funktional (α,n+1)𝒜 mit

(α,n)~(α,n+1) und β(α,n+1).

Damit folgt die Behauptung durch Induktion über n.

Siehe auch

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