Kryptologie/Restklassen: Unterschied zwischen den Versionen

Aus testwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
imported>Philip Holtappel
K Fehler korrigiert
 
(kein Unterschied)

Aktuelle Version vom 18. April 2020, 08:59 Uhr


Einleitung

Wie in einer vorherigen Lernaufgabe gezeigt werden konnte, handelt es sich bei der Kongruenz modulo m um eine Äquivalenzrelation. Äquivalenzrelationen teilen Mengen in elementfremde Untermengen ein. Diese Untermengen nennt man Äquivalenzklasse[1][2]. Die Äquivalenzklasse einer ganzen Zahl a bei Kongruenz modulo m heißt Restklasse einer Zahl a modulo einer Zahl m[3][4]. Beide im Kurs behandelten Kryptosysteme nutzen Restklassen zur Ver- und Entschlüsselung[5][6]. Wir betrachten diese daher hier näher.

Restklassen

Definition Restklassen

Wir bezeichnen [a]m als Restklasse einer Zahl a modulo einer Zahl m, die Menge aller ganzen Zahlen, die den gleichen Rest bei Division durch m aufweisen wie a.

Formal schreibt man:

[a]m:={b es existiert ein k:b=km+a}={bbamodm}[7].

Beispiel Restklassen

Restklassen modulo 4:

[0]4={...,12,8,4,0,4,8,12,...}

[1]4={...,11,7,3,1,5,9,13,...}

[2]4={...,10,6,2,2,6,10,14,...}

[3]4={...,9,5,1,3,7,11,15,...}

Bemerkung

  • Ein Element einer Restklasse nennen wir Repräsentant der Restklasse und wir nennen die Elemente 0,,m1 Standardrepräsentanten für die Restklassen modulo m[3][8].
  • Die Menge aller Restklassen modulo m bezeichnen wir als den Modul /m.

Bemerkung: Wir zeigen in einer anderen Lerneinheit, dass es sich beim Modul /m um einen Ring mit m Elementen handelt. Wir nennen diesen daher Restklassenring[3][9].

Addition und Multiplikation von Restklassen

Definition Addition und Multiplikation in /m

Restklasse, Innere Verknüpfung, Repräsentant, Kongruenz und Teilbarkeit
Restklasse
Sei a modulo einer Zahl m die Menge aller ganzen Zahlen,

die den gleichen Rest bei Division durch m aufweisen wie a.

Dann ist [a]m={bbamodm} die Restklasse zu a[7].

Innere Verknüpfung
Sei M eine Menge und :M×MM eine Abbildung,

die jedem Paar (x,y) mit x,yM ein Element M xy zuordnet,

so heißt diese Abbildung innere Verknüpfung[8].

Repräsentant (einer Restklasse)
Ein Element einer Restklasse nennen wir Repräsentant der Restklasse[8].

Die Elemente 0,,m1 Standardrepräsentanten für die Restklassen modulo m.

Kongruenz
Seien a,b und m, dann gilt abmodmm(ab)[10].
Teilbarkeit
Eine ganze Zahl a teilt eine ganze Zahl b genau dann,

wenn es eine ganze Zahl k gibt, für die ak=b ist.

Wir schreiben ab[11][12].

Sei /m die Menge aller Restklassen modulo m. Seien a,b und m, dann definieren wir die folgende innere Verknüpfungen und wie folgt:

(1): [a]m[b]m=[a+b]m

(2): [a]m[b]m=[ab]m[13]

Bemerkung: Die Definition von Addition und Multiplikation beinhaltet Repräsentanten der Restklassen. Wir zeigen daher nach dem Beispiel, dass es irrelevant ist, welche Repräsentanten man aus der Restklasse wählt. Addition und Multiplikation sind also unabhängig von den hier gewählten Repräsentanten[14].

Beispiel

Wähle a=4,b=6 und m=10.

Zu (1):

[a]m[b]m=[4]10[6]10=[4+6]10=[10]10=[0]10,

bzw. wenn man die Definition der Restklasse umschreibt:

[a]m[b]m=[4]10[6]10=[4+6]10=4+6mod1010mod100mod10.

Zu (2):

[a]m[b]m=[4]10[6]10=[46]10=[24]10=[4]10,

bzw. wenn man die Definition der Restklasse umschreibt:

[a]m[b]m=[4]10[6]10=[46]10=46mod10=24mod10=4mod10.

Wir können jedoch zeigen, dass die Addition bzw. Multiplikation unabhängig von der Wahl der Repräsentanten ist:

Beweis Unabhängigkeit von Addition und Multiplikation von den Repräsentanten der Restklassen

Voraussetzung

Zu zeigen

Beweis

Seien v1,v2[v]m und w1,w2[w]m.

Dann sind nach der Definition der Restklasse v1v2modm und w1w2modm.

Nach der Kongruenz gilt daher: v1=v2+k1m und w1=w2+k2m mit k1,k2 geeignet.

Nun gilt für die Addition:

[v1]m[w1]m

=[v1+w1]m

=[(v2+k1m)+(w2+k2m)]m

=[(v2+w2)+m(k1+k2)]m

=[(v2+w2)+m(k1+k2)]m

=[v2+w2]m, da jedes Vielfache nm0modm mit n

=[v2]m[w2]m

Analog gilt für die Multiplikation:

[v1]m[w1]m

=[v1w1]m

=[(v2+k1m)(w2+k2m)]m

=[v2w2+v2k2m+k1mw2+k1k2m2]m

=[v2w2+m(v2k2+k1w2+k1k2m)]m

=[v2w2]m, da jedes Vielfache nm0modm mit n

=[v2]m[w2]m[15]

Bemerkung: Auch die Teilbarkeit in /m wird analog zur Teilbarkeit (in ) definiert[16].

Lernempfehlung

Kursübersicht
Übergeordnete Lerneinheit
4: Caesar-Verschlüsselungsverfahren
Vorherige Lerneinheit Aktuelle Lerneinheit Empfohlene Lerneinheit
4.4: Division mit Rest 4.5: Restklassen 4.6: (Halb-)Gruppen und Ringe

Literatur

  1. Seite „Äquivalenzrelation“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 17. November 2019, 07:13 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=%C3%84quivalenzrelation&oldid=194113792 (Abgerufen: 12. Dezember 2019, 14:59 UTC, Formulierung verändert)
  2. Reiss, K., & Schmieder, G. (2014). Basiswissen Zahlentheorie: Eine Einführung in Zahlen und Zahlbereiche (3. Aufl.). Springer Spektrum. S. 157.
  3. 3,0 3,1 3,2 Seite „Restklasse“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 4. April 2019, 10:44 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Restklasse&oldid=187224946 (Abgerufen: 13. Dezember 2019, 16:29 UTC; Formulierung verändert; Formulierung verändert)
  4. Reiss, K., & Schmieder, G. (2014). Basiswissen Zahlentheorie: Eine Einführung in Zahlen und Zahlbereiche (3. Aufl.). Springer Spektrum. S. 161.
  5. Buchmann, J. (2016). Einführung in die Kryptographie (6. Aufl.). Springer. S. 75.
  6. Rivest, R. L., Shamir, A., & Adleman, L. (1978). A method for obtaining digital signatures and public-key cryptosystems. Communications of the ACM, 21(2) (S. 120–126). S. 122.
  7. 7,0 7,1 Schüller, A., Trottenberg, U., Wienands, R., Koziol, M., & Schneider, R. (2017). RSA – Primzahlen zur Verschlüsselung von Nachrichten. S. 6.
  8. 8,0 8,1 8,2 Ziegenbalg, J. (2015). Elementare Zahlentheorie: Beispiele, Geschichte, Algorithmen (2., überarb. Aufl). Springer Spektrum. S. 86.
  9. Haftendorn, D. (2019). Mathematik sehen und verstehen: Werkzeug des Denkens und Schlüssel zur Welt (3. Auflage 2019). Springer Berlin. S. 21.
  10. Buchmann, J. (2016). Einführung in die Kryptographie (6. Aufl.). Berlin, Heidelberg: Springer. S. 37.
  11. Seite „Teilbarkeit“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 25. November 2019, 15:44 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Teilbarkeit&oldid=194364839 (Abgerufen: 12. Dezember 2019, 14:43 UTC; Formulierung verändert)
  12. Burton, D. M., & Dalkowski, H. (2005). Handbuch der elementaren Zahlentheorie mit über 1000 Übungsaufgaben und ihren Lösungen. Heldermann Verlag. S. 22f.
  13. Buchmann, J. (2016). Einführung in die Kryptographie (6. Aufl.). Berlin, Heidelberg: Springer. S. 40.
  14. Reiss, K., & Schmieder, G. (2014). Basiswissen Zahlentheorie: Eine Einführung in Zahlen und Zahlbereiche (3. Aufl.). Springer Spektrum. S. 162.
  15. Reiss, K., & Schmieder, G. (2014). Basiswissen Zahlentheorie: Eine Einführung in Zahlen und Zahlbereiche (3. Aufl.). Springer Spektrum. S. 163.
  16. Buchmann, J. (2016). Einführung in die Kryptographie (6. Aufl.). Springer. S. 43.